1. Tagebucheintrag


    Datum: 26.02.2017, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus,

    Gedanken, eine Grenze überschritten zu haben. Ich malte mir Szenen aus, wie und wo ich mit meiner Nacktheit provozieren könnte. Das Zeigen ein wenig unerwarteter Haut beim Vorbeigehen im Flur, ein tiefes Bücken im Kopierraum, wenn jemand hereinkommt, ... Und ich stellte fest, dass es gar nicht die Vorstellung ist, mich in der Öffentlichkeit (oder zumindest dort, wo mich andere sehen konnten) auszuziehen, die mich am meisten erregt. Es sind die Andeutungen, die Spielereien, die mir am besten gefallen. Dem Zuschauer ein wenig zu zeigen, was ihn erwartet, ihm deutlich zu machen, dass da mehr ist, aber immer ein letztes kleines Geheimnis zu wahren, einen Rest von Ungewissheit offen zu halten. Dieser Gedanke führt mich in die Gegenwart zurück. Ich bin sicher, dass mein Rocksaum so weit nach oben gerutscht war, dass der Mann darunter hatte alles sehen können. Zumindest, wenn er hingeschaut hatte. Nun, ich binfast sicher. Er verzieht keine Miene. Sein Blick ist noch immer auf meine mittlerweile überkreuzten Oberschenkel gerichtet. Aber scheinbar unbeteiligt, als träume er mit offenen Augen. Hat er oder ...
    hat er nicht? Die Ungewissheit macht mich zusehends nervös. Mein Spiel wendet sich gegen mich. Nun bin nicht mehr ich es, die dem Zuschauer etwas vorenthält, sondern er lässt mich im Ungewissen. Es wirkt. Ich atme kräftig ein, spüre dabei, wie meine Brustwarzen sich gegen den dünnen Stoff des Oberteils drücken und sich deutlich abzeichnen. Jeder, der mich ansieht, muss erkennen, wie erregt ich bin. Aber ich traue mich nicht, den Blick zu heben. Tue weiter so, als mache ich konzentriert Notizen. Da trifft mich die Erkenntnis. Wenn ich heute Abend diesen Text ins Web stelle, dann kannst du ihn lesen. Und wenn du derjenige bist, der mir jetzt gegenüber sitzt, dann erinnerst du dich an diese Situation, dann weißt du, wer ich bin. Mein Geheimnis ist aufgedeckt, mein Inkognito durchschaut. Kann ich jemals wieder unbefangen in die Öffentlichkeit gehen? Du stehst auf, steigst aus, zwei Stationen bevor ich umsteigen muss. Ich wage es dich anzusehen. Du schaust nicht zurück, suchst keinen Augenkontakt, zeigst mit keiner Regung, was du denkst. Und ich bleibe mit der offenen Frage zurück. Hast du es gesehen?
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