1. Eine Pflanze mit Pfiff


    Datum: 19.02.2017, Kategorien: Sonstige,

    weiter in dem gewaltigen Flussdelta absetzten. Dazu kam ein leichter Geruch von verfaulenden Pflanzenteilen der in der Luft hing und sich bei dem schwülen Wetter schwer auf das Gemüt legte. So bestiegen wir unser Domizil für die nächsten Tage, welches vor uns lag. Ein Flussdampfer älterer Bauart nahm uns auf und nur wenige Stunden später legten wir ab. Es ging gemächlich den Strom hinauf und es war die reinste Freude sich anzusehen, wie die Landschaft an einem vorbei zog. Zu diesem Zweck hatte ich einen der auf dem Oberdeck stehenden Liegestühle geentert und machte es mir darauf bequem. Hier konnte man es recht gut auszuhalten. In den Kabinen war es eher stickig und heiß, was selbst die Ventilatoren an der Decke nicht verhindern konnten. Hier oben wehte aber ein ständiger leichter Wind, der es erträglich machte. Einmal davon abgesehen, dass es hier wesentlich mehr zu sehen gab. Unsere ersten zwei Stopps waren für mich eigentlich uninteressant, brachten aber etwas Abwechslung. Erst dann kam das, was ich herbeisehnte. Wir fuhren in einen Seitenarm des Amazonas, der bei uns Zuhause einen mehr als großen Fluss bedeutet hätte. Erst hier begann der unberührte Urwald, zumindest hatte man den Eindruck. Mehr als dicht standen die Bäume und anderes niedriges Buschwerk am Wasser und ließen einem keinen Blick mehr hineintun. Es war wie eine ewig lange grüne Wand, die sich an uns vorbei zu bewegen schien. Hier auf dem Seitenarm waren wir auch endlich alleine. Waren wir auf dem Hauptstrom ...
    des Amazonas noch öfters anderen Schiffen begegnet, so waren wir hier fast alleine. Nur einmal kam uns ein Schiff entgegen, welches unseren relativ ähnlich war. Doch es verschwand wenige Minuten später hinter einer Flussbiegung und wir waren wieder vollkommen alleine. Erst jetzt, als die grünen Wände der Ufer langsam näher rückten, bekam man die volle Brandbreite der Gerüche und Geräusche mit. Diverse Tiere stießen ihre Laute in die Luft und man fragte sich mehrmals, zu welchem Tier sie gehörten, denn man sah nie eines davon. Nur ab und zu einen Reiher, der am Ufer nach unvorsichtigen Fischen Ausschau hielt oder einen anderen Vogel, der uns genauso interessiert und neugierig betrachtete wie wir ihn. Dazu kamen jetzt andere schwere Düfte, die die Geruchsnerven zum Vibrieren brachten. Sie waren mal süßlich, mal säuerlich, konnten einen an frische Erde erinnern, an einen Süßwarenladen oder an einen Komposthaufen. Vielleicht war es aber auch nur die Interpretation des Gehirns, welches einem seine Verwirrung mitteilen wollte. Es war sozusagen von den Eindrücken vollkommen überlastet und versuchte sie so zu verarbeiten. Dann legten wir an einer Stelle an, der man selbst von Nahem kaum ansehen konnte, dass man dort halten konnte. Nur ein schmaler Pfad führte uns über eine Art Steg das Ufer herauf und quer durch die grüne Masse, die den Dschungel darstellte, den ich so sehr herbeigesehnt hatte. Hier würden wir fünf Tage bleiben und ich bekam die Chance, mich dem zu nähern, was mich ...
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