1. Schlaf / Phoenix


    Datum: 27.01.2017, Kategorien: BDSM,

    Am nächsten Morgen schläft Martin noch, als sie die Augen öffnet. Es ist noch früh, es ist Sonntag, der furchtbarste Tag der Woche, der Tag an dem man schon mittags das Wochenende zu Grabe trägt und das Hochgefühl, mit dem man Freitags nachmittags in die kleine Freiheit geht gleich mit beerdigt. Sie steht auf geht ins Bad, im Spiegel sieht sich an, ihre Haare hängen zersaust um Ihren Kopf, ihr Pyjama steht halb offen, sie kann den Ansatz ihrer Brüste sehen, sieht die weiten Hosenbeine die ihre Beine umspielen. Sie zieht sich aus, schaut sich dabei zu, versucht sich wie ein Mann zu sehen. Sie hat noch Restbräune vom letzten Urlaub, nur ihre Brüste und ihr Schoß liegen in kleinen weißen Dreiecken, lenken den Blick von ganz alleine an diese beiden Stellen. Sie sehen fast aus wie angeleuchtet. Sie geht in die Dusche und stellt sich unter den warmen Regen, stellt das Wasser so heiß, das die ganze Kabine voller Dampf ist. Ihre Haut wird rosa, sie dreht abrupt den Thermostaten auf kalt und ihr reißt es den Atem aus der Brust als sie das kalte Wasser trifft. Sie zwingt sich kurz stehen zu bleiben, bevor sie in die Wärme der Frotteehandtücher flüchtet. In diesem Moment ist sie ganz lebendig, hellwach und voller Adrenalin. Sie zieht sich an und geht zum Bäcker, Brötchen holen. Als sie wiederkommt ist Martin unter der Dusche, sie deckt den Tisch, kocht Eier, macht Kaffee. Etwas befangen sitzen sie sich dann gegenüber, beide wissen, das sie reden müssen, keiner weiß, wie er anfangen ...
    soll. Sie retten sich über die Zeit, bemühen sich um Normalität. Sie räumen gemeinsam ab, er geht ins Wohnzimmer, lümmelt sich aufs Sofa und liest in seiner Segelzeitschrift, sie blättert in der FAZ. Die Zeit fließt zäh an Ihnen vorbei, sie spürt einen Klumpen zwischen sich. Sie blicken sich immer wieder verstohlen über die Ränder ihrer Zeitungen hinweg an, mustern sich gegenseitig, wenn der andere gerade nicht guckt. Sie denkt wieder an ihren Traum, abgeklärter als gestern, wo er noch so lebendig war in ihr. Sie denkt darüber nach, was sie erlebt hat, warum sie sich selbst gegenüberstand, warum sie gefesselt war, aufgespannt. Sie war nicht nur nackt, sie war mehr als nackt, kein Fleckchen von ihr war verborgen, es war alles sichtbar, ihre Achselhöhlen, die Innenseiten ihrer Beine, ihrer Arme, alles war schutzlos den Blicken preisgegeben, es gab nichts was sie hätte verhindern können. Sie konnte die Berührungen nicht verhindern, die Finger die Zungen, ihren Orgasmus. Ein Orgasmus wie ein Erdbeben, es hat sie erschüttert, sie hatte noch nie einen solchen Höhepunkt und sie hat sich noch nie - so wie ein -- Tier gefühlt. Es war ganz egal was sie wollte, es war auch egal was sie durfte, was sie sich erlaubte, was andere ihr erlaubten. Sie hatte sich immer an die Spielregeln gehalten, an alle, dort, im Traum gab es keine. Sie selbst hatte sich das angetan, hatte sich selbst gegen alle Spielregeln genommen, hatte alle Spielregeln außer Kraft gesetzt. Der Nachmittag geht dahin, sie ...
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