1. Die Violinistin und die Bassistin


    Datum: 13.01.2017, Kategorien: BDSM,

    könnte, wenn sie ihr den Cappuccino über die Klamotten kippen würde. Ich weiß nicht, ob sie mich verstand, vermutlich machte sie mich zu Joelles Komplizin. Es war mir peinlich. Ob die Kellnerin meinen Blick verstand, weiß ich nicht, aber Joelle war er nicht entgangen, und so versuchte sie sich zu rechtfertigen: „Es ist ja nur, wegen dem Herpes. Ich will mir sowas nicht holen, und in Lokalen holt man sich das schnell. Ich bin nämlich So..." und da merkte sie, dass sie auf dem Weg war, Dinge zu sagen, die bei mir nicht so gut ankommen würden. Und so rettete sie sich: „Solo, und da wäre es ja schlecht, sich so einen Herpes zu holen." Sie lächelte. Die Kellnerin sah mich kurz an, aber ich konnte ihren Blick nicht deuten. Stattdessen lächelte sie und sagte: „Kein Problem. Ich bringe Ihnen sofort einen neuen!" „Vielen, vielen Dank!" Als die Kellnerin außer Hörweite war, meinte Joelle: „War ich zu nervig? Du kannst ganz offen sein." „Hundertprozentig war das zu nervig!" Joelle seufzte. „Ich will nicht so sein. Glaubst du mir das? Ich will nicht nervig oder asozial oder eine Diva sein. Ich finde das auch schrecklich, aber manchmal überkommt mich das einfach so. Kannst du das verstehen?" „Nein. Ich verstehe das nicht. Ich meine, ich verstehe, dass du keine Diva und nicht nervig und kein Asi sein willst, aber ich verstehe nicht, warum du nicht einfach vorher darüber nachdenkst, ob du vielleicht wie eine asi-nervige Diva rüberkommst, bevor du dann alles tust, um das Bild zu ...
    bestätigen." „Ja", meinte sie nur und schwieg für einen Moment. „Es ist nur nicht so einfach mit dem Denken." Ich mochte es, wie sie dann doch fähig war, Selbstironie zu verwenden. „Da sagst du was. Wo du jetzt schon auf dem Weg zur Selbsterkenntnis bist, solltest du dich vielleicht bei der Bedienung entschuldigen." „Ich werde ihr ein dickes Trinkgeld geben", lächelte Joelle, und damit war das Thema für sie durch. Stattdessen legte sie mir die Hand auf den Arm und lehnte sich vor: „Tut mir echt leid, dass ich dich habe warten lassen. Das war nicht meine Absicht. Aber ich habe dieses Konzert am Wochenende, und da ist eine Passage, die echt frickelig ist, und die habe ich nicht so drin. Schumann, die erste Violinsonate in a-Moll. Kennst du vielleicht." Ich schüttelte den Kopf. „Jedenfalls musste ich das üben." „Was für ein Konzert ist das?" „Am Samstag. Ein Kammerkonzertabend in der Großen Fauna. Nichts Tolles, aber immerhin. Willst du kommen? Ich könnte dir eventuell noch eine Karte besorgen." „Vielleicht ein anderes Mal. Ich bin nicht so der Klassik-Fan." „Was machst du für Musik? Bitte erzähl!" Ihre Hand lag immer noch auf meinem Arm, und sie drückte einmal kurz, wie um ihr Interesse zu betonen. Mir schien diese Haltung fremd, sie drückte eine Vertrautheit aus, die wir nicht hatten. So als wären wir schon seit Jahren beste Freundinnen. Aber ich ignorierte es, betrachtete mir ihre kleinen, schmalen und gepflegten Finger und zögerte. Wenn man erzählt, dass man Musikerin ist, bekommt man ...
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