1. Die Violinistin und die Bassistin


    Datum: 13.01.2017, Kategorien: BDSM,

    „Also gut. Ich könnte dir sagen, dass du in den Laden gehen sollst, dass man dir da helfen wird. Dass man dich beraten wird, dass man dir Saiten verkauft und die dir sogar aufzieht. Aber ich nehme an, dass es dir nicht darum geht. Du willst mich sehen. Richtig?" Sie sagte nichts. Erst als ich auf die Uhr sah, kam sie mit der Sprache heraus. „Wie soll ich sagen. So ganz falsch ist das nicht." Ich dachte nicht lange nach. „Hab jetzt keine Zeit. Muss zur Probe. Morgen um vier im Cafe Chaos. Kennst du das?" Es war eine Bauchentscheidung, ihr den Termin anzubieten. „Um vier?" Der Termin passte ihr offensichtlich nicht. Ich ignorierte das. „Wenn du mich wirklich stalkst, sollte es doch kein Problem sein, dir den Termin freizuschaufeln." Und dann setzte ich noch böswillig hinzu: „Du scheinst ja nicht sooo viel zu tun zu haben, wenn du mir tagelang hinterherspionierst." Es war gemein, das wusste ich auch, aber irgendwie konnte ich es mir nicht verkneifen, die Solo-Violinistin etwas aufzuziehen mit ihrer Wichtigkeit. Ihr Blick war finster, sogar giftig. Aber sie verkniff sich einen Kommentar, und ich lenkte etwas ein: „Wenn du so sehr daran interessiert bist, wie man Saiten wechselt, dann wirst du es irgendwie einrichten können. Sorry, aber ich muss jetzt weg. Bis dann!" Damit ließ ich sie stehen, und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich wirklich beeilen musste. Die Bahn bekam ich noch so gerade, und das auch nur, weil sie zwei Minuten Verspätung hatte. Eigentlich wollte ...
    ich mir auf der Fahrt das neue Arrangement ansehen, das man mir geschickt hatte, aber meine Gedanken gingen immer wieder zurück zu Joelle und ihrem ungelenken Versuch, ein Date mit mir zu kriegen. Nun, sie hatte gewonnen. Das war ihr gelungen, das musste man ihr lassen. Auch wenn sie es nicht sonderlich elegant angestellt hatte. Sie wollte offensichtlich was von mir. Ich war schon erstaunt, was so ein kleines Prinzesschen an mir finden konnte. Es schmeichelte mir ein wenig, denn wir entstammten doch beide ganz unterschiedlichen Welten. Ich stellte mir vor, wie sie ganz edel in weiß gekleidet mit ihren auch in weiß gekleideten Eltern beim Tee saß, den kleinen Finger abspreizte und sich über den Gärtner oder den Jaguar in der Garage unterhielten, während ihr weiß gekleideter Freund, der Jura oder BWL studierte, neben ihr saß und ihr Händchen hielt. Ich stellte mir vor, wie sie ihren Freund nur als Vorwand missbrauchte, um eine Fassade aufrecht zu erhalten, während sie sich vorstellte, sich in den Armen einer anderen Frau zu verlieren und die Lippen einer Frau zu küssen. Aber ehrlich gesagt war das vielleicht ein Klischee. Ich wusste nicht genug über sie. Ich war nicht von Komplexen überwältigt, aber empfand mich auch nicht als eine Offenbarung für die Menschheit. Müsste man wegen eines heranrauschenden Meteors die Tausend tollsten Menschen suchen, die in einem Raumschiff auf einem anderen Planeten den Grundstein für die Zukunft der Menschheit legen sollten, ich käme nicht in die ...
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