-
Mädchen der Provence Teil 01
Datum: 10.01.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
es in ihren Firmen. Sie investierten es in Anbauflächen, Aktien und Vieles mehr. So entstand innerhalb von einem halben Jahrhundert ein Großunternehmen. Vielen kleinen Weinbauern quer durch das Land gaben die Couvilles Kredite, obwohl sie oft keinerlei Sicherheiten bieten konnten. Nicht selten passierte es, dass sie bei einem Zahlungsunfähigen, der unverschuldet in eine weitere Notlage geraten war, sich alle Schuldscheine geben ließen und sie vor den Augen der Schuldner anzündeten. In vielen Fällen gab es gar keine Schuldscheine und die Schuldner brachten pünktlich und gewissenhaft bis auf den letzten Franc ihre Raten zum Büro nach Avignon. Wer aufgeben wollte, bekam für sein Land einen fairen Preis und meist einen dauerhaften Arbeitsplatz dazu, vor allem, wenn er in einem der Kriege ein Stück seiner Gesundheit verloren hatte. Das betrachteten sie als ihre besondere Pflicht, weil sie seit Generationen, also bereits 1870/71 von einer Kriegsteilnahme und Kriegsschäden verschont geblieben und so sehr profitiert hatten. Die Couvilles waren ein Stück vom besten Frankreich. Sie liebten ihr Land, ihre Weinberge, das wunderschöne Avignon, in dem Päpste regiert (und zum Teil sich nicht zu knapp der Völlerei und Wollust mit sehr ausschweifendem Lebenswandel hingegeben) hatten. Alle hatten sie eine geradezu geniale Begabung für Weine. Ein ausgiebiges Essen dauerte oft etliche Stunden. Sie waren Gourmets für leckere Tröpfchen und einfach, aber exquisit zubereitete Speisen, die ... natürlich zur rechten Zeit etliche Gänge umfassten. Das gemütliche Trinken mit Freunden und Familie zelebrierten sie förmlich und war für die Gourmets Lebensfreude pur. Paläste, wie sie die sieben Kirchenoberhäupter errichtet hatten, bauten sie sich nicht. In einem stattlichen, großen Gutsgebäude wohnten alle Familienangehörigen auf dem Stammsitz der Couvilles sehr zurückgezogen unter einem Dach. Alle pflegten sie einen äußerst bescheidenen Lebensstil und verfuhren nach der Maßgabe der Vorväter ‚Die eine Hälfte des Lebens ist Arbeit – und die andere ist Pflichterfüllung.’ Zudem war die Gottesfürchtigkeit ihnen ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Ihr Motto quer durch die Generationen war stets ‚Leben und leben lassen.’ Als eine Art ‚Credo’ hatte ein Urahne einmal den Satz geprägt, den jeder in der Familie kannte ‚Wahrheit, Gerechtigkeit und Intelligenz siegen immer. Alles ist Nichts ohne die Liebe.’ Auch die folgenden Generationen, also Pierre Couvilles und seine drei Töchter, versuchten sich immer daran zu orientieren und übersahen nie die Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens gingen. Chantall hatte bisher bei jeder Bekanntschaft die Erfahrung gemacht, dass sich sofort das Verhalten der Menschen, insbesondere das der Männer, änderte, sobald sie ihren Namen gesagt hatte. Das wollte sie hier von Anfang an verhindern. Auch die Bernotes waren in Fachkreisen keine Unbekannten, und, wie angedeutet, vermögend. So manche Maid ohne ‚Mitgift’ hätte sich gerne in das ...