1. Das Fenster Teil 03


    Datum: 05.12.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    niemals ausgeschöpft, denn die begleitenden, unwägbaren Gefühle verbinden sich mit hervorquellender Erinnerung zu einem vollkommenen Bild. Ihre Brust hob und senkte sich sanft im Rhythmus meiner Gedanken. Sie war nun ein Teil meines Lebens, ob ich wollte oder nicht. Ich wollte. Es sollte wohl so sein, sinnierte ich. Ich bin es nicht, der die Feder führt, es ist das Leben. Wie gut, dass ich nicht in deine Wohnung gezogen bin, wie ich es damals erwog, wegen des schöneren Ausblicks auf die Hafenmole und das Meer. Ich hätte dich nie beobachten können beim Öffnen der Fensterläden. Läge jetzt alleine in meinem Bett, hier in deiner Wohnung. Du bist kein 'Umstand', kein 'Radwechsel', Carmen. Du bist ein suchendes Innehalten an einer Wegmarke. Hätte ich gewusst, dass du mir dort begegnest, ich wäre schneller gelaufen in meinem Laufrad. Carmens Körper regte sich und holte mich aus meiner Betrachtung. Sie machte einen kleinen Seufzer und reckte ihre Arme. Mit ihr erwachte jener Samstag zu einem tiefen Gefühl. „Bist du schon lange wach", murmelte sie. „Nein, bin gerade erst wach geworden, durch dich", erwiderte ich tiefgründig. „Hab' ich im Schlaf geredet", fragte sie, „das mache ich manchmal." Ich lachte leise. 'Nein, das war es nicht', erinnerte ich und tippte ein paar Zeilen. „Heute ist Markt, was hältst du davon, wenn wir im Kaffee opulent frühstücken. Rührei mit Speck, Milchkaffee und dazu Baguette zum Eintunken," meinte ich ironisch, „und dann über Markt und Mole schlendern. Da ...
    gibt es interessantes zu sehen." „Ja, ein traditionelles Frühstück und dann einfach nur den Tag genießen", meinte sie, rekelte sich dabei im Bett und gähnte. „Viel Rührei", säuselte sie und gab mir einen verschlafenen Kuss auf die Wange. „Macht müde Männer wieder munter", fügte sie lasziv hinzu. Ich schmunzelte. Sie kroch zu mir herüber, schnurrte dabei wie eine Katze und legte sich halb auf mich. „Ich hab es gleich geahnt", meinte sie und schaute mich durchdringend an. „Was", fragte ich und streichelte mit einer Hand über ihren Rücken. „Stille Wasser sind tief." „Das liegt an faszinierenden Frauen wie dir, da verliere ich alle Hemmungen." „Du bist ein kleiner Charmeur," meinte sie leise, legte ihren Kopf auf meine Brust und kraulte in meinen Haaren, „ich könnte mich daran gewöhnen". Nach einer Weile stand Carmen auf und verschwand ins Bad. * Die sommerliche Sonne ließ uns vergessen, dass unsere Begegnung wie ein Blatt an einem Baum war, das einst im Zenit der Jahreszeiten, verdorrt zu Boden gefallen sein würde. Diese Zeit kam früh. So blieb nur das Rascheln der vergilbten Blätter, die ich oft wie Habseligkeiten auf meinem Bett ausbreitete, sortierte, in die richtige Reihenfolge meiner Erinnerungen brachte, Seite für Seite, Zeile für Zeile, Wort für Wort. Ich schrieb gegen den Lauf der Zeit an, gegen das Vergessen, Blatt für Blatt. Ich fragte nicht danach, ob es Sinn machte, ich tat es einfach. Ich trotzte jenem Einwand mit der Frage, ob denn alles einen Sinn haben müsse. „Du ...