1. Der außergewöhnliche Mitreisende


    Datum: 15.08.2018, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus,

    (von Capitano Rigor) „Ist der Platz dort noch frei?" Wenn man am Freitagnachmittag mit dem Zug fahren muss, kann man froh sein, überhaupt einen Sitzplatz zu ergattern. Und da die meisten Leute heute Großraumwagen bevorzugen, hat man in den Abteilen noch eher eine Chance. Allerdings ist man dort längere Zeit eng mit Leuten zusammen, die man sich nicht aussuchen kann. Als einzige Frau mit fünf fremden Männern? Na ja, die werden ja wohl nicht über mich herfallen. Ehe ich bis Berlin stehen muss, ist dies die bessere Wahl. „Ich denke, ja", antwortet der seriöse Mann, der an der Abteiltür sitzt. Als ich ihn nur kurz ansehe, spüre ich sofort seine außergewöhnliche Ausstrahlung. Rein äußerlich wirkt er eher unauffällig. Er mag Mitte vierzig sein, sein kurzes Haar weist schon größere kahle Stellen auf. In seinem ebenfalls kurz geschnittenen Bart schimmert etwas Silbriges. Sein grauer Anzug deutet auf einen Job im mittleren Management hin. Aber er hat ein ausgeprägtes Charisma und strahlt Souveränität und Zuverlässigkeit aus. Ein Mensch, der allein durch seine Anwesenheit seine Umgebung beeinflussen kann. Jemand, der nicht um Vertrauen werben braucht, weil man es ihm gerne schenkt. Ein Mensch aber auch, der weiß, was er will und sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Neben ihm sitzt ein junger Mann mit längeren Haaren, wahrscheinlich ein Student, während der am Fenster einen so typisch militärischen Haarschnitt hat, dass ich ihn sofort für einen Soldaten halte. Vielleicht ...
    auch, weil der ihm gegenüber den oliv-scheckigen Feldanzug des Heeres trägt. Zwischen diesen und einen zweiten offensichtlichen Studenten setze ich mich, nachdem ich meinen großen Trolly im Gang vor dem Abteil abgestellt habe. „Wollen Sie den Koffer dort stehen lassen?" fragt der Herr im grauen Anzug. „Hier oben ist noch genug Platz", weist er auf die Gepäckablage. „Der ist zu schwer, den bekomme ich nicht dort hinauf", erkläre ich. „Vielleicht ist einer der jungen Herren bereit, Ihnen zu helfen?" entgegnet er. Sein Charisma wirkt auch auf die jungen Männer. Der Student neben mir steht auf und holt den Koffer. Als er ihn in die Ablage heben will, merkt er, dass ich mit dem Gewicht nicht übertrieben habe. Der Soldat springt hinzu und hilft ihm. „Es gibt ja doch noch Kavaliere", bedanke ich mich. „Jetzt hoffe ich nur, dass ich in Berlin jemanden finde, der mir den Koffer wieder herunterholt." Der Herr schmunzelt: „Ich glaube, wir alle fahren nach Berlin. Wenn Sie auch nett zu uns sind, werden wir Sie mit dem Koffer nicht alleine lassen." „Warum sollte ich nicht nett zu ihnen sein?" „Das denke ich auch." Mit dieser etwas seltsamen Bemerkung kommt das Gespräch zum Erliegen. Der Herr widmet sich seinen Unterlagen, die beiden Studenten blättern in dicken Büchern. Die Soldaten unterhalten sich über einen unangenehmen Vorgesetzten. Es ist mir schon ein wenig unangenehm, als einzige Frau mit fünf fremden Männern hier im Abteil. Die Blicke auf meine Beine waren schon recht eindeutig. Die ...
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