1. Boysenberry Kiss


    Datum: 11.08.2018, Kategorien: 1 auf 1,

    Flamencoschuhe sind im wesentlichen besonders stabile Pumps, auch wenn mir für diese Aussage alle meine ehemaligen Lehrer wohl jetzt den Kopf abreißen wollen würden. Zur Überraschung meiner Eltern blieb ich beim Flamenco und bekam so im Laufe der Zeit professionelle Schuhe, ein aufwendiges schwarz-rotes Flamenco-Kleid und sogar Kastagnetten, die ich jedoch selten benutzte. Ich war ziemlich gut (für eine Deutsche) und kurz bevor ich wegzog hatte ich sogar einen kleinen Auftritt mit meiner Lehrerein und einigen anderen Schülerinnen zusammen. Doch schließlich wollte ich mein Studium beginnen und zog in die Stadt. Meine Lehrerin war recht traurig, dass ich sie verließ, aber es ging nicht anders. Flamenco war schließlich ein Hobby und mein Studium ging vor. Ich hatte es bereits bei einigen Flamenco-Gruppen in der Stadt probiert, doch keine wollte mir so richtig gefallen. Die meisten wurden von deutschen Frauen geleitet, die nicht die geringste Ahnung hatten, was sie da taten, so dass ich mit meinen paar Jährchen Erfahrung ihnen teilweise sogar voraus war. Den entscheidenden Tipp erhielt ich von einer Mitschülerin einer solchen Gruppe, bei denen ich nur zweimal dabei war. Sie hatte wohl registriert, dass ich deutlich über ihrem Niveau trainiere und empfahl mir es doch mal bei Miguel zu versuchen und gab mit eine www-Adresse. Als ich schließlich die Homepage studierte, musste ich feststellen, dass es tatsächlich DER Miguel war. Miguel war einer der wenigen Männer die es im ...
    spanischen Flamenco zu einer festen Größe gebracht hatten. Er tanzte regelmäßig auf großen Vorstellungen und mit anderen namenhaften Gestalten zusammen. Und DER Miguel schien nun also nach Deutschland, genauer meine neue Heimatstadt gezogen zu sein. Ich fragte mich wirklich, was er hier wollte, denn verglichen mit Spanien war unser Niveau Kindergarten, vielleicht sogar Krabbelgruppe. Andererseits hatte er in Deutschland wahrscheinlich freie Bahn, da er vermutlich der einzige Mann war, der zwischen Oder und Neiße Flamenco tanzte. Ich schrieb ihm also eine mail, in der ich meine Erfahrung kurz darlegte und um eine Probestunde bat. Zu meiner Überraschung bekam ich recht bald eine mail zurück, in der er mich er mich direkt für den nächsten Freitag einlud. Und so bahnte ich mir also nun meinen Weg durch den Smog der Innenstadt und suchte das verflixte Tanzstudio, dass hier irgendwo sein müsste... . In diesem Moment viel mein Blick auf ein verblichenes Schild an einem kleinen heruntergekommenen Seiteneingang zu einem noch heruntergekommeneren Haus zwischen den U-Bahn Gleisen und der Hauptstrasse. "Aleg...", konnte ich entziffern. Das musste es sein. Auch wenn das alles nicht sehr einladend aussah öffnete ich mit klopfendem Herzen die Tür. Dahinter erstreckte sich ein dunkles Treppenhaus, in welchem sich niemand die Mühe gemacht hatte den nackten Beton zu streichen... oder auch nur mal sauber zu machen. Mit gerümpfter Nase und mit leichten Trippelschritten den Pfützen ausweichend, welche ...
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