1. Sylt


    Datum: 18.07.2018, Kategorien: Erstes Mal,

    Henry war sich nicht sicher, ab welchen Zeitpunkt in seiner Ehe er sich sexuell nicht mehr erfüllt fühlte. Er war sich nicht einmal sicher, ob er es jemals war. Dass er bi sein könnte, kam ihm aber erst viel später in den Sinn. Im Grund brachte ihn seine Frau darauf, die davon erzählte, dass eine Bekannte bei einer Unterwäscheparty, die die Damen jeden Monat in einer ihrer Wohnungen veranstalteten, von einem Dreier mit zwei Männern erzählt hatte. "Und stell dir vor, auf einmal hat ihr eigener Mann mit dem anderen Kerl rumgemacht!" erzählte sie ihm belustigt. Doch Henry traf diese Schilderung tief. Er wünschte sich, ebenfalls in der gleichen Situation zu sein. Einen Mann zu berühren, zu küssen, vielleicht sogar mehr. Nach einigen Tagen, in denen er an fast nichts anderes denken konnte, als an nackte Männerkörper, entschloss er sich, in einer Tageszeitung eine Anzeige mit Chiffreadresse aufzugeben. Er formulierte die Zeilen aber so, dass sich hoffentlich nur Männer melden würden, die ähnlich empfanden wie er, die sich ihrer Gefühle noch nicht so sicher waren. Im Grunde hatte er gegenüber Schwulen und vor allem Tunten, also Transvestiten, böse Vorurteile. Es war in seinen Kreisen ganz normal, Witze über Schwule zu machen und Henry lachte immer lauthals mit. An "so" einen wollte er nicht geraten. Er schrieb: "Verheirateter Mann, der gerne seine Bi-Seite kennenlernen würde, sucht Gleichgesinnten." Schon einen Tag nach der Anzeige bekam er per Mail die ersten Antworten. Er ...
    sortierte die zu direkten und schweinischen Antworten aus. Eine Mail fiel ihm auf, in dem ein Joachim ziemlich offen schrieb, dass er selbst bisher nur einmal einen Mann geküsst habe, aber unbedingt mehr wolle, sich aber bisher nicht getraut habe. Schwulenlokale oder Saunclubs kämen für ihn nicht in Frage. Er würde aber gerne erfahren, wer hinter der vielversprechenden Anzeige stecke. Henry antwortete ihm sofort. Nach einigem Hin und Her verabredeten sie sich für den nächsten Tag in einem Café in einer Kleinstadt in der Nähe. Henry erkannte Joachim sofort. Er war vermutlich etwas jünger als er - so Anfang 30, hatte blondes, glattes Haar und ungefähr die gleiche, schlanke Figur wie Henry. Er trug einen grauen Rollkragenpulli, lockere Jeans und dunkle Wilderlederschuhe. Beide Männer gaben sich die Hand. Henry hatte Angst, dass der andere seine schwitzenden Handflächen bemerken würde, doch er ließ sich nichts anmerken. Nach dem ersten schüchternen Smalltalk und einem Glas Bier wurde das Gespräch lockerer. Beide erzählten überraschend viel von ihren Frauen und ihrem bisherigen Leben. Irgendwann kam aber Jo, so nannte er sich unter Freunden, zum Punkt: "In meiner Ehe stimmt gar nix mehr. Seit einem Jahr schlafen wir nicht mehr miteinander, wir schlafen sogar in getrennten Zimmern. Irgendwann hat das dann mit den Träumen angefangen... also... von Männern. Aber ich wusste einfach nicht, wie ich meine Träume in die Realität umsetzen kann. Dann hab ich deine Anzeige gelesen. Henry ergriff ...
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