1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 14.07.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    befahrenen Straße gibt, schien sie in diesem Augenblick nicht zu interessieren. Ich musste schnell erkennen, dass sie zuvor am Bahnhof nicht aus Nervosität mit so viel Hektik gestartet war, sondern dies ihrem Fahrstiel entsprach. Immer schon war ich ein Feigling auf dem Beifahrersitz gewesen, hänge verkrampft in die Kurven um die Lenkung zu beeinflussen, und bremse und beschleunige mit den Füßen, weil ich Angst habe, wenn jemand anderes, als ich selbst, am Steuer sitzt. Was mir in den nächsten zehn Minuten widerfuhr, war bis dahin jedoch noch nicht da gewesen. Es schien mir fast so, als ob Ilona hinterm Steuer eine Leidenschaft zum Risiko entwickelte, die ich ihr in meiner ersten Einschätzung nicht zugetraut hätte. Immer wenn ich riet, an der nächsten Kreuzung vorsichtig abzubiegen, trat sie schnittig aufs Gaspedal und stach mit quietschenden Reifen um die Ecke. Ich stütze mich dann auf den beiden Innenseiten der Karosserie ab, um meine aufrechte Sitzhaltung zu bewahren. Endlich kamen wir an die Steigung, die zum höher gelegenen Villenviertel der Stadt führte. Nun konnte ich gelassener den kommenden Kurven entgegen sehen, da der Kleine Wagen mit drei Personen besetzt, nicht mehr so auf Touren kam. Charlotte war die ganze Zeit über ruhig geblieben. Ab und zu schielte ich aus den Augenwinkeln zu ihr rüber und stellte fest, dass auch sie nicht gerade eine begeisterte Anhängerin von Ilonas Fahrwiese war. Auch sie krallte bei einigen Manövern ihrer Freundin, die Finger in die ...
    Seite des Sitzpolsters, um sich vermeintlichen Halt zu verschaffen. Nun, ebenfalls ein wenig entspannter, frage sie, woher ich eigentlich komme. Ich erzählte ihr, was man eben so erzählt, wenn man kurzfristige in eine Art Schicksalsgemeinschaft gerät. Na ja, mein Bürojob ist nicht gerade so aufregend, dass ich darüber etwas zu Berichten hätte. Ihre Frage -- ob ich denn alleine lebe -- konnte ich ihr mit einem Knappen: "Ja", beantworten. Über meine Odyssee zum Tabakladen wollte ich ihr allerdings nichts erzählen, war ich inzwischen doch wach geworden. Nebenbei ertappte ich mich dabei, wie ich meinen Eintagesbart überprüfte. Teils aus Verlegenheit, teils aus einer knisternden Atmosphäre heraus, die sich zwischen uns Dreien in den letzten Minuten entwickelt hatte. Oder hätte ich es nur gerne, wenn es so wäre? Die Begegnung mit den beiden Frauen hatte meinen tristen Alltag und das langweilige Wochenende kräftig durcheinandergewirbelt. Obwohl ich mir dessen in diesem Augenblick sicher noch nicht in vollem Umfang bewusst war. Wir bogen inzwischen in die Seitenstraße ein, welche die beiden suchten und forschten nun gemeinsam nach der richtigen Hausnummer. Hohe Buchenhecken und schwere Eisentore an den Straßenseiten verrieten, dass hier Menschen leben, die sich vor fremden Blicken schützen wollen und auch den Zugang zu ihrem Anwesen erschweren möchten. Diese Stadtteile ähneln sich trotz aller Eigenwilligkeit der Hausbauer. Menschen, die prunkvolle Villen bauen, sie dann aber hinter hohen ...
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