1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 14.07.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    sie mir zur Antwort",und sicher willst du auch noch wissen, was ich dort treibe?" Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, aber gefragt, hätte ich von mir selbst aus sicher nicht. "Ja, was treibst du denn, wenn du nicht gerade durch die Großstadt braust?" "Ich bin Fotografin, mache Bilder für die Werbung, vor allem für die Industrie." "Sicher ein interessanter Job", stellte ich fest und ergänzte mein Interesse noch mit: "Kann man Arbeiten von dir in Zeitschriften und Illustrierten sehen?" "Nein, im Allgemeinen nicht, da ich vorwiegend Prospekte und Firmenporträts mache, mit denen Betriebe sich und ihre Produkte präsentieren." "Würde mich trotzdem mal interessieren", gab ich ihr zu verstehen und stellte fest, dass sie mich mit ihrer knappen Konversation angesteckt hatte. "Vielleicht ergibt sich's mal!", war ihre Antwort. Susi und Charlotte kamen mit einem Tablett zum Erker zurück und der Duft von Tee und englischen Zitronenkeksen begleitete sie. Charlotte zündete die Kerze im Stövchen an und nahm Susi die Teekanne ab. "Nehmt Platz", sagte sie in einem weichen fast mütterlichen Ton, stellte die beiden Teller mit Teegebäck noch auf den Tisch und verließ uns wieder mit dem leeren Tablett. Charlotte wies mir mit einer Handbewegung wieder meinen Sessel zu und setzte sich in den danebenstehenden. Wir versanken beide bis zu den Achseln in den tiefen Sitzen und legten gleichzeitig die Arme über die Rundungen der Lehnen. Wir blickten uns an, ohne Worte. Ich griff wieder einmal in ...
    die Brusttasche meines Hemdes und holte mir durch den Kontakt mit meiner Zigarettenschachtel die Gewissheit dafür, dass ich noch immer in der Wirklichkeit weile. Sie war noch da. 'Sammlung ist nötig', stellte ich wortlos fest. Ich wollte verstehen, was mit mir geschah, seit ich diesen beiden jungen Frauen begegnet war. Aber so sehr ich mich auch bemühte, einen roten Faden zu finden, die Umstände wieder in den Griff zu bekommen, so wenig waren meine Anstrengungen von Erfolg gekrönt. Konnte ich es zulassen, einfach hier zu sitzen und nicht zu wissen, was passiert? Ich hatte lieber den Überblick, wusste lieber, was vor sich geht, und bestimmte lieber die Regeln in meinem Leben selbst. Nun saß ich mit den drei Frauen in einer Villa, die ich nicht kannte, in einem Stadtteil, den ich nie betreten hatte, und trank Tee. Ich wollte die Drei so vieles fragen, wollte Antworten bekommen, um zu wissen, in welchem Stück ich spiele. Auf der anderen Seite war dieses Unbekannte, Fremde für mich, ungewohnte Umgebung ganz plötzlich, zu einem unerklärlichen Reiz angewachsen, dem ich folgen wollte. In Sekundenschnelle schoss mir mein eintöniges Bürodasein durch den Kopf, der alltägliche Trott von acht bis zwölf und von dreizehn bis siebzehn Uhr. Meine Kollegen und Kolleginnen bei der Arbeit, deren Geplänkel über Gesundheit, Geld, Autos, Fußball, Filmsternchen und ihre Beziehungskisten, mir längst zuwider geworden sind. Oft blieb ich in der Mittagspause einfach am Arbeitsplatz, um nicht wie abwesend ...
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