1. Weiblichkeit


    Datum: 11.07.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Schwein das Ding zu sehen bekommt? Ich fühle mich rebellisch, als ich vier Knöpfe öffne. Und noch viel rebellischer, als ich die Klammern aus den Haaren nehme und sie ausschüttele. Und dann fühle ich mich saublöd, weil ich aussehe, wie ein unordentlich gerupftes Huhn. Die Hand, die sich in mein Blickfeld reckt, lässt mir fast das Herz stehenbleiben. Ich habe die dunkelhäutige Frau in den ultrakurzen Partyklamotten neben mir am anderen Waschbecken nicht einmal bemerkt. Sie hält mir eine Bürste hin. Ich sehe sie an und runzle die Stirn. Sie lächelt nur. Offen, freundlich, ohne erkennbare Hintergedanken. Und warum sollte sie auch welche haben? Sie ist locker fünf Jahre jünger als ich, aber wenn ich mein Leben betrachte, könnten es auch fünfzehn sein. Wie lange ist es her, dass ich diese Art von Solidarität unter völlig fremden Frauen erlebt habe? Ich seufze und spüre, wie mir die Tränen kommen. Einfach so. Dass die kaffeebraune Schönheit mir daraufhin mit sanften Fingern über die Seite meines Oberkörpers kitzelt, trifft mich unvorbereiteter, als irgendetwas anderes in den letzten zwölf Monaten. Ich kichere unwillkürlich, weil ich gar nicht anders kann. Und dann schnaube ich und starre sie böse an. Was soll der Scheiß? „Man kann nicht gleichzeitig lachen und weinen", sagt sie mit samtiger Stimme. „Und wenn du weinst, brauchen wir eine Stunde, um dich wieder herzurichten." „Was?", stammele ich. „Warum...?" „Frauen halten zusammen, richtig? Vor allem gegen Arschlöcher. Wer ...
    immer sie sein mögen und was immer sie getan haben." Sie sagt das, als würde es alles erklären. Und das tut es verdammt noch mal auch. Grimmig nickend nehme ich die Bürste und bringe Ordnung in das Rattennest. Ich will verdammt sein, wenn ich mir von einem so saudummen Spruch den Abend verderben lasse. Selbst wenn... er wahr ist? Shit! Da kommen die Tränen wieder... Meine neue ‚Freundin' beobachtet mich und sieht es kommen. Diesmal sieht ihre Taktik zur Verhinderung aber anders aus. Sie gleitet hinter mich - Scheiße, wie kann sie sich aufdiesen Absätzenso bewegen? - und legt ihre Arme um meine Hüfte. Ohne ihre hohen Absätze wären wir gleichgroß. So kann sie jedoch ganz leicht ihren Kopf über meine Schulter schieben und ihre Wange an meine Schläfe legen. Was die Tränen aber wirklich wieder zurückdrängt, ist die Hand, die von unten meine linke Brust berührt und sie leicht anhebt. „Man kann auch nicht gleichzeitig überrascht sein und weinen", erklärt sie ihrem Spiegelbild und der anderen Frau darin, die mit weitaufgerissenen Augen völlig fassungslos auf das Geschehen starrt. „Habe ich von meinem kleinen Sohn gelernt." „Findest du mich männlich?", winselt die komische Frau im Spiegel mit der entfernten Ähnlichkeit zu mir. „Süße...", haucht sie mir ins Ohr. „Wenn ich dich männlich finden würde, hätte ich dich niemals angefasst." Alle Tränen sind vergessen, als ich ihren unglaublich sinnlichen Tonfall verdaue und dabei meinem Spiegelbild zusehe, wie es die Augen auf Untertassengröße ...
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