1. Ban Noi


    Datum: 28.06.2018, Kategorien: Reif,

    der zahlreichen, mit safranfarbenen Tüchern umwickelten und von zahlreichen leicht russenden Kerzen fast geschwärzten, heiligen Bäumen. Mir wurde mitgeteilt, dies sei der ideale Platz, um meiner Frau den Seelenfrieden zu erwünschen. Ich hätte Mr. Boontham erschlagen können, war ich doch gerade halbwegs dabei, mal wieder an etwa anderes zu denken. Natürlich betete ich, vom Gebrummel von Mr. Boontham begleitet. Drei Stunden später. Wir waren in Ban Noi. Dem neuen Dorf. Umringt von zwei Dutzend liebenswert frecher Kindern, von gut einem Dutzend neugieriger Erwachsener (ein Auto gibt es hier oben höchstens einmal pro Monat) und vom Bürgermeister mit Frau. Vorsichtshalber hatte ich Bilder mitgenommen, die ich vor vielen Jahren machte, bei unserem ersten Besuch. Sie erkannten mich auch so, die Erwachsenen. Den Kindern war es egal, wer ich bin, Hauptsache ich hatte genug Bonbons. Zuerst einmal wurde meine ganze Habe in eine etwas abgelegene Hütte geschafft. Ich war gespannt. Die übliche Wasserleitung war da, der Überfluss wurde in einer blauen Kunststofftonne aufgefangen. Wie diese Tonne hierher kam, wird wohl ein Rätsel bleiben. Auf der kleinen Terrasse standen zwei bequem aussehende, selbst gezimmerte Stühle, eine Hängematte gab es auch. Der Innenraum war durch die halb geöffnete Türe erhellt. Ein großes Gestell, ohne Polsterung, war das Bett. Darauf war ich vorbereitet. Sonst gab es noch ein offenes Regal, ein paar Holzhaken an der Wand und eine Truhe. Dazu ein sauberes Dach ...
    über geflochtenen Wänden und gestampftem Boden. Das alles, mit Anhang der gesamten Dorfbevölkerung, für nur 5 US$ pro Nacht. Einschließlich fließend Wasser. "Me Dao!", grüßte mich, am Eingang meines neuen Heimes, eine hübsche junge Frau in der typischen Kleidung der Lissu. Viel Türkies und Schwarz. Wie es sich gehört, hatte sie die Hände vor Mund und Nase flach gefaltet und verbeugte sich sehr sittsam und sehr tief. Höflich erwiderte ich die Geste, verbeugte mich aber nur leicht, wie es mir als einem Älteren zustand. "Dao, I greet you." Mein Mitgebrachtes war schnell verstaut. Alle Süßwaren kamen in einem Sack aus irgendeiner Faser, dann wurde der Sack aufhängt. Ameisenfrei. Zuvor wurden natürlich noch Bonbons verteilt. Nicht zu viel, der Vorrat musste eine Woche reichen. Die Kinder verzogen sich, so rund 15 Meter entfernt. Neugierig. Mr. Boontham quatschte mit den erwachsenen Einheimischen, offensichtlich über deren Wehwehchen. Daraufhin wurde der Karton mit der Arznei erleichtert. Dann teilte er mir noch mit, der Bürgermeister könne Englisch. Das war mir bekannt. Und Dao könne ebenfalls etwas Englisch. Sie sei mein Host (Gastgeber) und für mich zuständig. Mr. Boontham verschwand wieder. Die Erwachsenen verschwanden ebenfalls. Sie hatten wohl noch Arbeit. Nur ein älteres Ehepaar blieb. Über Dao erfuhr ich, es sind die Eltern von May Lee. Ich hätte sie nicht wieder erkannt. Sie wollten sich bedanken. Sie hatten eine nette Halskette aus Waldfrüchten. Die war sicherlich für meine ...
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