1. Alba - alles in Blau


    Datum: 04.05.2018, Kategorien: BDSM,

    Zoé hatte sie vermittelt. Zoé, die ich nie kennen gelernt hatte im realen Leben. Zoé, die von meiner Neigung wusste und sie mit großer Neugierde respektierte. Zoé, unbestimmten Alters, „so um die 40", hatte sie mal gesagt und die nur als „Zoé" über den AOL-Chat erreichbar war. „Ich nenne sie mal Alba", schrieb Zoé eines Tages, „Alba kann jemanden wie Dich gebrauchen. Sie ist eine Bekannte aus dem Dunstkreis einer Freundin, ich weiß nicht viel über sie, eigentlich nichts." Dann folgten die E-Mail-Adresse von Alba und die Bitte, sie auf dem Laufenden zu halten -- sie, Zoé, die Kupplerin, von der ich ahnte, dass sie irgendeinen wohl angesehen-bürgerlichen Beruf ausübte, wohl behütet war, wahrscheinlich mit staatsangestelltem Gatten und zwei reizenden Kindern, einem Volvo als Zweitwagen, einem Golden Retriever wie aus der Fernsehwerbung und sonntags weißem Damast auf dem Terrassentisch. Bei Zoé, der Unbekannten, war ich sicher, dass sie Geschichten erregten, wenn sie wirklich passiert, wenn sie real waren. Oder so hätten passiert sein können. Bei Zoé, der Kupplerin, war ich sicher, dass sie sich gerne in ihren dünnseidenen sündteuren Slip griff, wenn sie allein am Schreibtisch saß, um sich -- die erstklassigen Beine leicht angewinkelt auf dem exquisiten Möbel -- fingernd zu erleichtern. Bei Zoé, der heimlichen Sau, war ich sicher, dass sie eine Seelenverwandte war. Nein, immer noch ist. Zoé hatte ich noch zu DM-Zeiten in AOL getroffen. Textchat. Schlüpfrig. Ich achte auf ...
    Rechtschreibung und Ausdrucksvermögen beim anderen. Und auf Fantasie. Auf Reife. Ich selektiere streng. Wir kamen uns näher, Zoé und ich. Sie schrieb von ihren feuchten Dünnseidenen und den rotlackierten schlanken Fingern darin. Die Fantasie eines bespritzten Slips mache sie „fickrig". Ich glaubte ihr. Sie liebte Dirty Talk, unsere Sprache war deftig, und der Chat wurde zusehends unleserlicher, je deftiger es wurde, weil man von den Tasten abrutscht und eigentlich nicht mehr tippen will, sondern nur noch... Reiben, Schwengeln, Glitschen, Erlösen. Ich nutzte zur Säuberung danach meist ein Hemd oder ein T-Shirt, Zoé hatte sicherlich eine Luxusbox-Kleenex in der Schublade. Nach jedem echten, virtuellen Orgasmus bedankten wir uns gegenseitig herzlich. ++++++++++ Nun also Alba. Viel zu jung, dachte ich sofort, als sie schrieb, sie sei 33 Jahre alt. „Lass das, lass die Finger von der!" Ich zog reife Frauen meines Alters vor. Tue ich übrigens heute noch. „Tittengröße?" „80D." Bei 80D wurde ich schwach. Auch heute noch, übrigens. Alba wusste grob, wer ich war. Ein dominanter Mann. Damals, Mitte der 90er Jahre, am fortgeschrittenen Anfang seiner Ausprägung, mit einigen realen Erfahrungen, aber sehr sicher, diese Neigung auch leben zu wollen. Zehn Jahre älter als sie. Akademisch fundiert, mehr oder weniger kreativ schaffend als Kolumnist eines Magazins. Eine Ehe kaputt. Allein lebend. Zoé hatte so viel erzählt, wie sie erzählen durfte. Ich schrieb dann, nach einigen abschätzenden Geplänkel: ...
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