1. Der Kirschbaum - plötzlich Farbe


    Datum: 18.02.2018, Kategorien: Erstes Mal,

    gelegt hatte, versagte sein Mut abermals. Das kann doch nicht wahr sein, nicht einmal mehr eine Tür aufmachen, schaffst du, schalt er sich inner­lich - aber es waren weit mehr Barrieren in ihm erwachsen, als nur das dumme Schloss und das Türblatt. Beim dritten Mal hoffte er inbrünstig, dass sie ihn nun wirklich gehört habe und dann beim vierten Mal tobte in ihm die Schande, dass hof­fent­lich niemand sein eigenartig wirkendes Treiben sehen würde, denn jeder Be­ob­achter müsste sich wundern darüber. Und beim fünften Mal war ihm dann, als würde er vor der Türmatte von einer unsichtbaren Kraft ge­würgt und über die Schwelle nach innen geschleift werden, so sehr zitterte er und zugleich so sehr war sein Blut, das er für das Denken be­nötigt hätte, schon wieder abgezogen worden. Schon wieder - oder doch noch immer ... die Auswirkungen waren dieselben. »Ich bin schon ...« er wankte und fühlte seine Stirn glühen, als hätte sich plötzliches Fieber seiner bemächtigt, wie er im Vorraum seine Schul­tasche abstellte und aus den Schuhen schlüpfte. Die auf und nieder nasse Hose war ohne das Einschalten der Glühbirnen zum Glück nicht so gut zu sehen. Und Ildikó? er glaubte jetzt das Geräusch direkt aus dem Bad zu hören, wo sie sang oder zumindest froh vor sich hin summte. Das Plätschern und Plantschen in der Wanne bestens zu vernehmen - ja, sie nahm sich wohl Zeit mit einer gründlichen Reinigung. Nochmals fast das gleiche Spielchen auch vor dieser Tür, denn sie hatte ihn nicht gehört ...
    oder wollte ihn ignorieren ... aber kein einziger seiner Gedanken war in seinem Kopf noch als klar zu bezeichnen. Und so setzte er erneut zu einem kurzen Ruf an. Aber außer einem Krächzen kam da nichts mehr über seine Lippen und selbst von innen her, aus dem Bad war es jetzt leise geworden, als würde auch dort mit Spannung gelauscht werden, welchen nächsten Schritt er zu setzten gedachte. Zaghaft, und dennoch, woher er sich diesen Mut genommen hatte, war ihm selbst unerklärlich, klopfte er an der Badezimmertür und drückte ganz langsam, vorsichtig prüfend die Klinke nach unten. Auf eine Ant­wort hätte er nicht warten können oder wollen - dann wäre er zur Stein­säule davor erstarrt. Nicht ver­schlossen, warum auch? Also drückte er die Tür ein wenig auf. Genug, um den Kopf nach innen zu stecken, um sich zu melden, dass er von der Schule zurück sein, eine Stunde frü­her als geplant. Ein Kofferradio lief, zwar leise, aber wohl in einer Lautstärke, sodass man nicht viel von außen her hörte, wenn noch dazu das Wasser plätscherte und sie ihre langen Haare wusch, sodass auch die Ohren immer wieder verhängt waren. Zwar zuckte sie ein wenig heftig zusam­men, saß sie doch umringt von einem kleinen Schaumteppich mitten in der Wanne, hatte ihm den Rücken zugewendet und den Kopf gerade unters Wasser getaucht gehabt, als sie ihn über die Reflexion des Spiegels erblickte. »Oh ...,« rief sie kurz auf und als sie Richard erkannte hatte, war ihr Gesicht sofort wieder von diesem wunderbaren ...
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