1. London Calling 02


    Datum: 16.02.2018, Kategorien: BDSM,

    Haaren und einer so angenehmen und bezaubernden Persönlichkeit, dass sich in meine Freude für Sid auch ein Hauch von Neid schlich. Da hatte er einen echten Haupttreffer gelandet. Trotz unser anstehenden Auszüge fing ich an, mit Sid auf dem Camden Market zu arbeiten. Dort kriegte man von Second-Hand bis Kunstgewerbssachen so ziemlich alles. Er hatte eine einfache, aber sehr lukrative Idee. Er ließ sich unter falschen Namen über Buchclubs Kunstbücher zukommen, die er nie bezahlte. Es gab in England keine Meldepflicht, daher kann man so etwas recht einfach durchziehen. Aus diesen Büchern schnitt er dann Bilder und Fotos aus, rahmte sie mit selbstgebastelten Papprahmen und verscherbelte sie auf dem Markt. Da man schließlich nicht den ganzen Tag allein an seinem Stand stehen konnte, machten wir den Spaß zusammen, beziehungsweise wurde ich sein „Verkaufsangestellter" und half ihm Rahmenteile zuzuschneiden. Ich mochte die Atmosphäre auf dem Markt. Ein Großteil der Besucher waren Touristen, aber auch viele Einheimische machten das bunte Treiben dort zu einem unvergleichlichen Erlebnis. Aber auch der Verlauf der Verkaufstage hatte was. Die Erlösung, wenn man mit den ersten Verkäufen zumindest schon einmal die Standmiete raushatte. Und dann die Verkäufe kamen, die uns nur noch Gewinn einbrachten. Die Zufriedenheit, als wir beim Packen feststellten, dass unsere Kisten halb leer und die Taschen voll Geld waren. Wir zogen dies bis zu unserem Umzug fast jedes Wochenende durch und einmal ...
    noch danach. Ein wenig Wehmut war schon dabei, als wir uns Ende April zum ersten Mal unser neues Zuhause ansahen. Die Gegend sah okay aus, deutlich gepflegter und edler als die Häuser in Camden. Das Haus selbst war sehr geräumig und gehörte Leuten, die nicht wenig Geld hatten. Sie waren für ein Jahr auf Weltreise gegangen und hatten das Haus komplett möbliert, inklusive Geschirr und Fernseher usw. an uns vermietet. Aber es war Stamford Hill. Bob hatte Recht gehabt. Viel war da wirklich nicht los. Erst später erfuhr ich, dass dort vornehmlich Juden einer sehr orthodoxen Richtung lebten, die ihren Frauen beispielsweise kein Körperhaar erlaubten. Die Damen sahen alle gleich frisiert aus, was daran lag, dass sie alle dieselben Perücken trugen. Das hätte ja für Sex auch ganz interessant sein können, aber sie verkehrten durch ein Bettlaken, sahen sich während einer kompletten Ehe niemals nackt. Außerdem sahen sie weder fern, noch hörten sie Musik. Sie sangen manchmal. Und in diese Gegend zogen dann vier Musiker, Rick als Gitarrist, Ian war der Bassist seiner Gruppe, Sara und ich halt. Gott sei Dank war eine erstaunliche Toleranz auch Bestandteil ihrer Religiosität. Die brauchten sie bei unserem lautstarken Üben und Einspielen von Songs auf unseren Vierspurmaschinen aber auch. Von dem Sänger von Ricks Gruppe, der Philosophie an Adrians Universität studierte, lieh ich mir einen Computer, um meinen fertiggestellten, aber nur handgeschriebenen Roman einzutippen und auszudrucken. Das ...
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