1. Der Schmied


    Datum: 26.10.2016, Kategorien: Sonstige,

    Kindern nichts anfangen. Aber das musste er auch nicht. Er kam eigentlich nur ins Haupthaus, wenn der Lohn ausgezahlt wurde. Sonst verbrachte er seine wenige freie Zeit in der Baracke für die Knechte. Wir Kinder mochten ihn nicht, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. So vergingen die Jahre und ich wuchs langsam heran. Mein Pech war nur, dass mein Körper nicht so wollte, wie er eigentlich sollte. Er blieb schwächlich, während meine Brüder zu Kerlen heranwuchsen, die genau das war, was Vater brauchte. Selbst mein jüngerer Bruder, der zwei Jahre nach mir geboren wurde überholte mich schon bald in Kraft und Größe. Meinen Brüdern blieb dies natürlich nicht verborgen und sie begannen mich, schon bald zu hänseln. Sie meinten, dass ich wie ein Mädchen aussehen würde und auch so arbeitete. Ging ich mit ihnen in den Wald Bäume fällen, waren sie es, die die dicksten Bäume aussuchten und in wenigen Stunden umhauten. Ich bekam nur ein Beil in die Hand gedrückt, um die Äste und Borke von den Stämmen zu entfernen. Meine Brüder lachten dann immer über mich und neckten mich, wo es nur ging. Nicht selten stellten sie mir ein Bein oder mir fiel zufällig etwas auf den Kopf. Selbst beim Essen machten sie weiter. Wir bekamen immer etwas mit, damit wir nicht dafür zurücklaufen mussten. Dies wurde natürlich von dem Ältesten verteilt. Ich bekam natürlich immer den geringsten Anteil ab, wenn überhaupt. Es kam auch vor, dass einer von ihnen es mir wegnahm und mit einem Grinsen verschlang. Dieser ...
    meinte dann, dass mein schmaler Körper sowieso nichts bräuchte. Anfänglich hatte ich noch versucht, mich zu verteidigen, aber das endete mit einem blauen Auge und gleichfarbigen Flecken am ganzen Körper. Sehr schmerzhaft und ich schwor mir schon zu dieser Zeit, dass ich nur so lange bleiben würde, bis ich alt genug wäre, den Hof hinter mich zu lassen. Doch bis dahin war es noch ein langer Weg. Dachte ich zumindest. Ob es an dem wenigen Essen lag oder an meinem Körper selber kann ich nicht sagen, ich wuchs zwar noch, aber blieb schmächtig, soll heißen dünn und schwach. Sahen meine beiden älteren Brüder mit sechzehn Jahren schon wie Männer aus, hatte ich im gleichen Alter noch nichts davon. Selbst zwei Jahre später hatte sich noch nicht viel mehr verändert. Selbst mein Bartwuchs war kümmerlich. Nur ein kaum wahrzunehmender Flaum wuchs an meinem Kinn. Diese beiden Jahre wurden dann eine wirkliche Tortur für mich. Wäre zu der Zeit nicht Veit da gewesen, ich weiß nicht, ob ich es überlebt hätte. Aus irgendeinem Grund war er es, der mich vor alt zu großem Schaden bewahrte. Mutter konnte und wollte nichts gegen die Drangsal meiner Brüder tun. Wenn Vater es überhaupt bemerkte, dann war es ihm egal. Der Stärkste sollte überleben und ich würde nicht derjenige sein. Veit dagegen war als erster Knecht auf dem Hof, selbst für meine Brüder nicht zu überwinden. Sein Wort war selbst für sie Gesetz und wurde nur durch das Wort meines Vaters gebrochen. Ich weiß nicht, ob es Mitleid gegenüber mir ...
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