1. Der Schmied


    Datum: 26.10.2016, Kategorien: Sonstige,

    keiner sagen, selbst das Jahr ist nicht wirklich bestimmt. Frühling halt. Eine Zeit, die genau genommen recht gut für die Geburt eines Kindes war. So war die Frau in der Zeit der meisten Arbeit, wieder voll einsatzfähig. Mein Geburtshaus, ein Bauernhof lag im nirgendwo, zumindest kam es einem so vor. Fast nie verirrte sich jemand anderes in unsere Gegend und so kam es einem vor, als wenn es nur die Menschen gab, die den Hof bewirtschafteten. Dies waren neben Vater, Mutter und uns Kindern, noch zwei Knechte und zwei Mägde. Eine Gemeinschaft, die sich zusammengefunden hatte, um zu überleben, denn um nichts anders ging es in dieser Zeit, denn diese waren schlecht. Schon seit Jahren hatte sich das Wetter zum schlechten verändert. Es war kälter und feuchter geworden und jedes Jahr musste man um die Ernte fürchten. Gerade die Winter wurden immer länger und so säte man erst spät, um früher zu ernten. Kam der nächste Winter zu früh, wurde die Sache bedrohlich. Von all dem bekam ich die ersten Jahre meines Lebens nicht viel mit. Uns als Bauern ging es noch relativ gut, da wir als Selbstversorger als Erstes zugriff auf die Ernte hatten. In den Städten sah es schon ganz anders aus. War die Ernte schlecht, hungerten zuerst die Städter. Wir Kinder wurden uns in den ersten Jahren selbst überlassen, wir erwirtschafteten nicht und standen damit in der Hierarchie an unterster Stelle. Wer nicht arbeitete, bekam nur, was übrig blieb. An oberster Stelle stand natürlich mein Vater, der sich aber ...
    um uns Kinder nicht kümmerte. Wir waren solange wir noch klein waren eher Ballast in seinen Augen, von daher widmete er sich uns auch nicht. Von daher blieb er immer ein Fremder für mich und ich kann heute kaum noch sagen, wie er eigentlich aussah. Er war fast nie da, kümmerte sich um alles, was anfiel, ob es um die Bestellung der Felder ging oder um die Viehwirtschaft. War im Winter nichts auf den Feldern zu tun, kümmerte er sich um alles, was im Winter kaputt gegangen war oder ersetzt werden musste. Es war auch die Zeit in der mit einem Fuhrwerk öfter für ein paar Tage wegfuhr, um Geschäfte zu tätigen. Was wir nicht verbrauchten, wurde zu Geld gemacht, was er allerdings fast alles wieder ausgeben musste. Einige Dinge des Lebens konnten wir nicht selber herstellen und musste erworben werden. Trotzdem blieb doch immer wieder etwas von dem Geld übrig und wurde irgendwo versteckt. Vater achtete sehr darauf, dass außer ihm niemand wusste, wo es blieb und selbst meine Mutter kannte das Versteck nicht. Mutter war eine ebenso beschäftige Frau und eigentlich war sie immer schwanger. Doch nicht jedes meiner Geschwister überlebte das erste Jahr. Besonders als Mutter älter wurde, häuften sich die Fehlgeburten und hinter unserem Haus standen später mehrere kleine Holzkreuze zwischen denen unserer Vorfahren. Nun hätte man meinen können, dass Mutter an zweiter Stelle der Hierarchie stand, aber das war nicht so. Diesen Platz nahmen unsere Knechte ein. Zwei eher Grobschlächtige, wenig bis ...