1. Der Schmied


    Datum: 26.10.2016, Kategorien: Sonstige,

    langem Suchen fanden wir, was von ihm noch übrig war. Unsere und besonders Moras Trauer war tief. Wir hatten einen Freund verloren und sie ihren Mann. Er sollte ein Begräbnis bekommen, doch Mora bestand darauf ihn zu verbrennen, so wie es bei ihnen Sitte war. Mit einer Fackel steckte sie selber den Holzstoß an. Gefasst starrte sie so lange auf das Feuer bis nur noch Asche übrig war. Dann nahm sie diese, entkleidete sich und strich sich etwas davon über den ganzen Körper, bis er aschgrau war. Dann kniete sie sich hin und begann Klagelieder zu singen. Sie nahm auf diese Weise Abschied von ihm und nur Alia und ich, durften dabei sein. Niemand anderes wurde sonst geduldet. Alia wusste nicht, ob sie es durfte, doch sie entkleidete sich genauso und wiederholte das Gesehene. Dann kniete sie vor Mora und nahm sie in die Arme. Die beiden blieben lange in dieser Position. Erst als es fast ganz dunkel war, lösten sie sich voneinander, standen auf und gingen Hand in Hand zu unserem Haus. Eines werde ich nie verstehen. Als der nächste Tag anbrach, war Mora so wie an jedem anderen Tag. Als wenn der Abschied von ihrem Mann endgültig das Ende bedeutete. Sie verlor nie wieder ein Wort über ihn. Zwei drei Tage später wussten wir das Alia nicht schwanger geworden war. Sie hatte den Samen zwar empfangen, aber es war wohl zum falschen Zeitpunkt gewesen. Vielleicht lag es aber auch daran, das Zago gar keine Kinder zeugen konnte, denn später erfuhr ich, dass es oft so war, dass Sklaven unfruchtbar ...
    gemacht wurden. Je nachdem welche Arbeit sie bekamen, wurde ihnen, wenn sie noch jung waren, auf die eine oder andere Weise die Fruchtbarkeit genommen. Er hatte anscheinend Glück gehabt. Einigen wurde mehr angetan und hätten mit einer Frau überhaupt nichts mehr anfangen können. Was Alia nicht gewusst hatte, war, welche Auswirkungen es hatte, dass sie an diesem Ritus am Feuer mitgemacht hatte. Erst eine Weile später sagte Mora es ihr. Nach ihren Bräuchen durften es nur die Frauen des Mannes, der verbrannt wurde. Damit hatte sie sich dazu bekannt, seine Frau zu sein. Da aber Frauen in ihrer Heimat nur einen Mann haben durften, war Mora streng genommen jetzt gleichzeitig auch die Frau von mir. Alia sah sie komisch an. Mora musste laut lachen. Es war ihr bei der Sache ja nicht ernst gewesen, da es ja niemand wissen konnte. Trotzdem sagte sie ab jetzt zu mir, wenn kein anderer dabei war, Ehemann zu mir. Sie lächelte dabei immer von einem Ohr zum anderen. Es machte ihr wirklich Spaß mich damit aufzuziehen. Wenn sie es dann auf die Spitze trieb, fragte sie schelmisch, wann ich denn dazu bereit wäre, sie endlich wieder zu beglücken. Sie meinte es nie ernst und zog sich dann immer schnell zurück, damit ich sie nicht übers Knie legte. Ein paar Tage später kam Rea zu uns. Sie wollte für eine kleine Weile die Stadt verlassen, denn Rikan war mit meinem Herrn unterwegs und würde erst in ein paar Wochen zurückkommen. Es war, als wenn sie nie weg gewesen wäre. So selbstverständlich wie immer ...
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