1. Ein sexualmedizinisches Experiment


    Datum: 05.01.2018, Kategorien: BDSM,

    zwar sehr schön sein konnte, sich selbst zu befriedigen und zum Orgasmus zu bringen, aber dass es noch viel schöner war, sich selbst zu streicheln, ohne zum Orgasmus zu kommen. Lena hatte erfahren, dass ein Orgasmus dann am intensivsten, ekstatischen, exzessivsten und verrücktesten war, wenn er gar nicht stattfand. Sich immer wieder bis kurz vor den Höhepunkt zu bringen, aufzuhören, sich immer wieder auszumalen, wie es sich anfühlen würde, zu kommen, immer weiter zu machen, den Orgasmus immer verlangender zu ersehnen, ohne sich ihm hinzugeben -- dieses Erlebnis war mit nichts zu vergleichen. Sie hatte in all den Jahren eine -- auch für sie selbst -- erstaunliche Kreativität entwickelt und die ausgefallensten und perversesten Spielchen mit sich selbst gespielt. Sie erlaubte sich manchmal über Monate keinen Orgasmus und gestattete sich bspw. nur, sich mit einem Vibrator auf einer frustrierend schwachen Stufe zu stimulieren oder nur in der „Halböffentlichkeit" zu masturbieren. Sie schwebte in solchen Situationen geradezu in einer anderen Welt und tat Dinge, die ein wohlerzogenes Mädchen aus gutem Haus nie täte. Sie liebte das Gefühl, zu spüren, wie ihre Geilheit langsam und stetig die Kontrolle übernahm, jede Moralvorstellung, Zurückhaltung und Hemmung in ihr zertrümmerte und nur die pure Lust zurückblieb. Und sie sich in ihrer Freizeit, an Wochenenden und manchmal auch in Arbeitspausen ganz dieser Lust hingeben konnte. Weil immer noch ein Funken Vernunft und Angst zurückblieb, ...
    hatte sie es noch nie so weit getrieben, dass ihr Ruf und ihre Reputation Schaden genommen hätten. Denn in ihrer Umgebung wusste niemand von jener Leidenschaft. Sie bemühte sich, die Fassade vom grauen Mäuschen, das nur an staubtrockener Wissenschaft interessiert ist, aufrecht zu erhalten. Die meisten ihrer Freunde und Verwandte wussten nicht einmal, dass sie lesbisch war. Nun, als sie der jungen Frau gegenüber saß, fiel es zumindest ihr selbst wieder ein. Die Probandin hatte den Raum zögerlich und schüchtern, ja vielleicht sogar etwas verlegen betreten. Das Shake-Hands, das Deuten auf den Stuhl vor ihr zum „Bitte nehmen Sie Platz" hatte Lena noch ganz mechanisch bewerkstelligt. Aber jetzt musste sie sich erst einmal sammeln. Und das lag nicht nur an der Attraktivität ihres Gegenübers. Die Akte war anonymisiert worden, enthielt weder Name noch Geburtstag noch Beruf. Und Lena hatte strikte Anweisungen, nicht danach zu fragen. Auch nicht beim Smalltalk vor oder nach dem Experiment. Dafür enthielt die Akte Details sexualmedizinischer Art, die Lena nicht nur wissenschaftlich interessierten. Sie hatte gespürt, wie ihr Herz höher schlug und regelrechte Sprünge machte, als sie gelesen hatte, was nun wieder vor ihr lag. Die Probandinnen wurden bei diesem Experiment mit 10 000 Euro entlohnt, wussten allerdings nicht, was auf sie zukam. In den Augen vieler Frauen überwog offensichtlich ersterer Aspekt den zweiten Gesichtspunkt, sodass sich das Team vor Bewerbungen kaum retten konnte. ...
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