1. Die Reifeprüfung


    Datum: 15.11.2017, Kategorien: Reif,

    Die Reifeprüfung Die VWL-Klausur hatte ich in den Sand gesetzt, daran bestand kein Zweifel mehr. Mist. Zugegebenermaßen hatte ich mich auch nicht wirklich angestrengt und ganz eindeutig zu wenig dafür geübt. Dummerweise benötigte ich den Schein zur Anmeldung im 2er-Seminar und zur Vorlage beim BaföG-Amt. Das Seminar hätte ich schieben können, mit der Miete würde das schwieriger werden. Das hieße, ich müsste meine Eltern anpumpen oder einen Haufen Formulare ausfüllen. Weder das eine, noch das andere erschien mir als attraktive Lösung. Ich saß in der Mensa und blickte trübsinnig in die Sonne. Der Milchkaffee schmeckte nicht, die Zigarette auch nicht. Alles Mist! Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Professor Winkelmann das Universitätsgebäude verließ. Er war mein Professor in VWL, ein älterer Herr Ende 50, stocksteif und hanseatisch dröge. Ihn als Lebemann zu bezeichnen wäre wahrhaftig verfehlt. Für ihn drehte sich alles um seine Formeln und Zahlen. Manche fanden das durchaus faszinierend, mich hingegen stieß das eher ab. Was half es. Im Vorübergehen nickte er mir kurz zu, was mich wunderte, denn die Seminare waren vollkommen überfüllt und es war eher die Regel, dass die Professoren keine Ahnung hatte, wer da so im Einzelnen bei ihnen zuhörte. Klar, die Streber kannte jeder Prof, aber zu dieser Gruppe konnte man mich nun wohl kaum zählen. Er war schon fast an mir vorüber, da sprang ich, einer plötzlichen Eingebung folgend, auf. "Herr Professor Winkelmann!", rief ich und machte ...
    einige eilige Schritte in seine Richtung. Verblüfft blieb er stehen und drehte sich ein wenig unwillig zu mir um. Beinahe etwas außer Atem kam ich bei ihm an. Irgendwie machte mich seine Nähe immer ein wenig nervös. "Ich...ich habe bei Ihnen die VWL-Klausur geschrieben", sagte ich mit etwas zu viel Panik in der Stimme. Er nickte ruhig und sah mich fragend an. "Nun...ich...also irgendwie war das nichts...ich habe da gerade die Mitteilung bekommen, dass ich durchgefallen bin." Sein Blick wanderte unbewusst von meinem Gesicht zu meinen Brüsten, deren Knospen sich durch die Nervosität gehärtet hatten und durch den dünnen Stoff meines Tops drückten. Ich ärgerte mich, denn in seinem Blick lag etwas Abwertendes. Wahrscheinlich hielt er mich für das dumme blonde Flittchen, das ihr Studium eher mit Feiern, als mit Lernen zubrachte. Unrecht hatte er aus seiner Prspektive vielleicht auch nicht. "Ich wollte fragen, ob es da nicht die Möglichkeit gibt, dass irgendwie mit einer kleinen Arbeit oder so zu regeln", sagte ich nervös in sein Schweigen hinein. "Das ist, weil ich sonst das BaföG nicht kriege...das wären echte Probleme mit den Anträgen ohne den Schein." Er schwieg immer noch und blickte mich aus seinen blassen, vom vielen Lesen leicht geröteten Augen an. Nach einer Weile des Schweigens drehte ich mich um und murmelte eine Entschuldigung. Als ich einige Schritte gegangen war, hörte ich seine Stimme: "Schreiben Sie mir mal einige Seiten zu der Frage wie sich die Geldnachfrage verändert, ...
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