1. Lauras Art


    Datum: 30.10.2017, Kategorien: Fetisch,

    Ein schüchterner Bewunderer von amputierten Frauen trifft seine Traumfrau Er hätte sie nicht treffen sollen. Er sagte sich das oft. Nicht dass es falsch war sie getroffen zu haben, das dachte er nie. Sondern deshalb, weil er alles falsch machte, und sie trotzdem kennenlernte. Wenn es jemand anderes gewesen wäre, wäre es einfach Glück. Aber dass es sie war, das war etwas anderes. Was es war und wie es war, hatte nichts mit Glück zu tun. Es war einfach das Was und das Wie, wie sie es wollte. Einkaufscenter. Vorort, endlos glatter Terrazzo-Boden. Plastikbäume, Plastik-Markisen, Plastik-Clown am Hamburgertreffpunkt, Plastik-Musik aus dem Hintergrund. Ich weiß nicht, weshalb ich diese Orte mag, dachte Anderson. Ich beschreibe sie mir selbst in solchen negativen Worten. Zur Hölle damit. Ich mag es, dort Sonnabendnachmittag herumzulaufen, und ich kümmere mich nicht darum, wie ich darüber denke. Er schlenderte an den offenen Geschäften vorbei und sah in jedes hinein. Er erreichte das Ende, drehte sich um und ging zurück in Richtung Eingang des Einkaufscenters. Er ließ sich Zeit, hielt an und kaufte in einem Buchladen zwei Taschenbücher. Keine Eile. Halt. Das Mädchen auf der anderen Seite des Bonbonstandes. Er bewegte sich schräg in Richtung zu ihr, die Augen auf ein Tablett mit Karamellbonbons gerichtet. Nein, nicht nur ein Mädchen. Älter, vielleicht Ende Zwanzig. Eine Frau. Braunes Haar, beinahe glatt, etwas kürzer als schulterlang geschnitten. Ovales Gesicht, schlanke Nase, ...
    dunkle Augen. Haselnussfarben? Braun? Nicht blau, egal. Nettes Gesicht. Hübsch. Nein, mehr als das. Vielleicht kein schönes Gesicht, aber mehr als hübsch. Entspanntes, vertrautes Lächeln. Sie war nur von der Hüfte aufwärts sichtbar, aber das, was er von ihrer Figur sehen konnte, sah vielversprechend aus. Die Art wie sie gekleidet war, mit einer Jacke über einer krausen Bluse, ein Band um den Kragen als Krawatte gebunden, einer Art Anzug. Dunkelblau und weiß kombiniert. Die Krücken sahen ebenfalls vielversprechend aus. Hölzern, mit abgenutzten Armschalen. Vielversprechend genug, seinen Puls zehn Schläge zu erhöhen und einen trockenen Mund zu bekommen. Ruhig James, dachte er. Vielleicht nur ein verstauchter Knöchel, vielleicht auch ein eingegipstes Bein. Kein Grund schon aufgeregt zu sein. Schließlich begann sie den Gang entlang zu laufen. Wenigstens lief sie wirklich auf den Krücken und benutzte sie nicht nur, um sich zusätzlich abzustützen. Er wartete bis sie etwa dreißig Meter in Richtung Zentrum des Einkaufscenters gegangen war, bevor er sich umdrehte und parallel in die gleiche Richtung ging. Er konnte sie immer noch nicht unterhalb der Hüfte sehen. Verkaufsstände und Aufsteller verdeckten sie immer noch. Einhundertfünfzig Meter, dreihundert Meter. Dann erreichte er eine offene Fläche. Er fühlte das Adrenalin in seinem Herzen steigen. Bum, wie ein physischer Stoß. Die Pulsfrequenz ging jetzt vielleicht vierzig Schläge höher in der Minute. Okay James, dachte er, jetzt kannst du ...
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