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Die alte Dame aus dem Haus
Datum: 18.09.2017, Kategorien: Reif,
bis ich bemerkte, dass ich tatsächlich Hals über Kopf losgegangen war und mir nicht die Mühe gemacht hatte, mir eine lange Hose oder ein Hemd überzuziehen. Jetzt war es mir peinlich. Ich befand mich in einer fremden Wohnung, bei meiner Nachbarin, die mehr als dreimal so alt war wie ich und trug nichts weiter als Boxershorts und ein T-Shirt. Bei einer Frau, mit der ich vorher nie in wirklichen Kontakt gekommen war. Und dennoch fühlte ich mich nicht fremd. Sie war es, die mir das Gefühl von Vertrautheit vermittelte. Und sie riss auch das Gespräch an sich. Wie alte Bekannte saßen wir schon nach wenigen Minuten zusammen, sie erzählte mir von sich, beklagte sich auch über meinen Musikgeschmack, den sie zwangsläufig mit anhören musste und redete mir intensiv ins Gewissen, dass meine nächtlichen Bekanntschaften völlig unter meinem Niveau seien. Eine solche Vertrautheit mit einer Frau hatte ich lange nicht verspürt. Ich hatte das Gefühl, sie würde sich tatsächlich für mich interessieren und sorgte sich um mich. Und ich war überrascht, dass ich frei von der Leber weg mit ihr plauderte, bereitwillig erzählte, ihr hier und da Fragen stellte, die sie ohne zu zögern beantwortete. Die Jahre, die zwischen uns lagen, verebbten während unseres Gespräches, und es kam mir vor, als wären wir von kleinauf Vertraute. Es muss ein seltsames Bild gewesen sein, wie wir in Schlafklamotten so gegenüber saßen, Bier tranken und plauderten. Schließlich verabschiedete sie mich höflich, aber doch bestimmt. ...