1. Annas Verwandtschaft - Abendessen


    Datum: 29.08.2017, Kategorien: Fetisch,

    Ich folge meiner neue Tante durch den Flur. Auch dieser beeindruckt mich durch schlichte Eleganz. Der schwere Teppich auf dem Boden dämpft unsere Schritte. Im Vorbeigehen kann ich Stiche und Zeichnungen von Pferden an den Wänden ausmachen. Am dunklen Eichentisch im Esszimmer sitzt ein gut gebauter Mann von etwa Mitte 50. Sein volles Haar beginnt schon silbrig zu werden. Er lehnt sich zurück, als wir den Raum betreten, schwenkt langsam den Rotwein in seinem Glas und betrachtet mich. Mein Herz klopft und fühle mich bereits wie nackt unter seinen Blicken. „Guten Abend, Anna" sagt er und in seinem Ton liegt etwas Forderndes, Erwartungsvolles. Ich trete vor ihn hin und reiche ihm meine Hand. Kurz frage ich mich, ob nun ein Knicks von mir erwartet wird, verwerfe den Gedanken aber sofort, da es mir überaus abwegig erscheint, im 21. Jahrhundert vor irgendjemandem zu knicksen. Selbst wenn ich seine echte Nichte wäre, würde ich es vermutlich nicht tun. Er nimmt meine Hand, hält sie einen Moment fest und betrachtet meine Fingernägel. „Kaust du noch?" fragt er, als würden wir uns seit Jahren kennen. Ich schüttele stumm den Kopf. Er greift nach meiner linken und untersucht auch diese. Dann lässt er mich los, deutet auf den Stuhl in der Mitte des Tisches und bemerkt, während ich mich setze: „Du bist zu spät." Verwundert schaue ich ihn an. Acht Minuten. Eigentlich ja nur sechs, denn ich bin fast pünktlich aus dem Taxi ausgestiegen und habe um fast noch fünf nach halb das Grundstück ...
    betreten. Er weicht meinem Blick aus. Ich spüre, dass jedwede Einwände oder Entschuldigungen fehl am Platz sein würden. Wortlos beginnen wir mit dem Essen. Austern sind gedeckt, schwarze Oliven, eingelegte, getrocknete Tomaten, helles Baguettebrot und frische Ananasspalten. Einige Minuten herrscht Stille am Tisch. „Ich habe mit meiner Schwester telefoniert", beginnt die Frau aus dem Café plötzlich. „Die dauernden Verspätungen waren auch früher schon ein Problem. Das war ja unter anderem auch der Grund, weshalb Anna ins Internat gekommen ist." „Dann war das auch eine gute Entscheidung deiner Schwester, Anna über ihr freies Wochenende zu uns zu schicken." Die beiden sprechen miteinander, als wäre ich gar nicht anwesend. Und ab jetzt ist klar, dass auch die Dame aus dem Café nicht Partei für mich ergreifen wird. „In welche Klasse gehst du jetzt, Anna?" fragt mich der Hausherr, den ich Onkel nennen soll. Ich überlege, welche Antwort von mir erwartet wird. Hatten wir im Café über so etwas gesprochen? Stand ein „gewünschtes Alter" auf dem Aushang in der Uni? „In die Zehnte", antworte ich, weil ich glaube, dass 16 ein gutes Alter ist. Eines, das man mir noch glauben kann. Ich werde sicherer in meiner Rolle. Ich bin die sechszehnjährige Anna, zu Besuch bei Onkel und Tante, auf Internatsurlaub. „Hier bei uns gibt es Regeln, das weißt du sicher noch. Du bist acht Minuten zu spät gekommen. Das akzeptieren wir nicht. In diesem Haus wird Wert auf Pünktlichkeit gelegt, immer und zu jeder Zeit." Er ...
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