1. Lacrimosa Teil 01


    Datum: 03.10.2016, Kategorien: BDSM,

    antrieb. Doch was mich an ihrem Charakter am meisten faszinierte, war ihre fesselnde Dominanz, die mir selbst fehlte. An meine erste Begegnung mit ihr kann ich mich noch sehr genau erinnern. Ich besuchte damals eine Vorlesung, die sie über Marquis De Sade hielt. Als ich sie dort das erste Mal sah, durchschoss es mich wie ein Stromschlag. An ihrer schlanken, hochgewachsenen Figur, die von einem eleganten Zweiteiler verhüllt wurde, konnte ich mich nicht sattsehen. Auf Stöckelschuhen schritt sie selbstbewusst in den überfüllten Vorlesungsaal, ließ ihren strengen Blick durch die vollbesetzten Reihen streifen und funkelte ausgerechnet mich mit ihren leuchtend grünen Augen an. Wenn sie mit ihrer strengen Stimme ausgewählte Auszüge aus De Sades Werken vorlas, spürte ich die flatternden Schmetterlinge in meinem Bauch. Zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich mir verführt zu werden... von ihr. Doch ich war damals erst 16 Jahre alt und Emilia eine Frau von immerhin 40. Trotzdem setzte ich während meines Studiums alles daran, bei ihr eine Stelle als Hilfswissenschaftlerin zu bekommen. Sie stellte mich ohne zu zögern ein, nahm meinen Ehrgeiz anerkennend zur Kenntnis, zeigte sich aber ansonsten unbeeindruckt. Zwar war sie mir gegenüber immer freundlich, gleichzeitig aber auch distanziert und zurückhaltend. Ich sah keine Möglichkeit ihr meine Gefühle zu gestehen, woran sich zwei quälend lange Jahre nichts änderte. Inzwischen sehnte ich mich mit einer brennenden Verzweiflung nach ...
    ihr, die ich mir vorher nie auch nur hätte vorstellen können. Meinen ersten akademischen Abschluss erlangte ich ohne Schwierigkeiten bereits nach zwei Jahren und somit ein ganzes Jahr vor Ende der Regelstudienzeit. Kurze Zeit zuvor hatte ich meinen achtzehnten Geburtstag gefeiert und endlich schien mir Emilia mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Denn zur Feier meines Abschlusses lud sie mich ohne viele Umschweife zu sich ein. Tagelang raste mein Herz vor ungeduldiger, sehnsüchtiger Vorfreude, die sich, wenige Stunden vor meinem Besuch, in verzweifelte Aufregung verwandelte. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, wie ich meine schulterlangen, hellblonden Haare tragen, ob und in welcher Farbe ich meine Nägel lackieren, und natürlich was ich anziehen sollte. Letztendlich entschied ich mich meine Finger- und Fußnägel in einem dunklen Lila zu lackieren und meine Haare offen zu tragen. Doch bevor ich mir das passende Outfit aussuchte, stellte ich mich nackt vor den großen Spiegel, der gegenüber von meinem Bett in meinem damaligen Studentenappartement hing. Würde ich ihr gefallen; mein heller, alabasterweißer Teint; mein zierlicher, durch den Ballettunterricht biegsamer Körper; meine kleinen, festen Brüste? Ich wusste, dass ich schön war, aber war ich der Typ Frau, der Emilia gefiel, falls sie überhaupt ein erotisches Interesse an Frauen haben sollte? Mochte sie vielleicht lieber große Brüste, gebräunte Haut, schwarze Haare? Doch bei allen Zweifeln: Tief in meinem Herzen war ich mir absolut ...
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