1. Ein gutes Werk


    Datum: 25.04.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    es in diesen Kreisen üblich ist, "Frau Ursula" und "Frau Melanie", ließen aber ab unserer dritten Sitzung das "Frau" weg und gingen bald ohne große Feierlichkeiten zum "Du" über. Ursula war eine liebe Person, Ende fünfzig, und machte trotz ihrer gepflegten, ja eleganten Kleidung einen recht verblühten Eindruck. Natürlich sprachen wir, nachdem wir etwas vertrauter miteinander geworden waren, nach unserer Textarbeit auch von Frau zu Frau über unser Leben. Dabei erfuhr ich, daß Ursula gar nicht so sehr Ende fünfzig, sondern erst sechundfünfzig Jahre alt und seit vier Jahren verwitwet war. Ihr sechs Jahre älterer Mann war nach einem Herzinfarkt gestorben, ihr hochbegabter Sohn war Dozent an einer englischen Universität, ihre etwas jüngere Tochter studierte in Deutschland, und wann und ob überhaupt sie mal nach Rumänien zurückkommen würde, wer konnte das wissen? In Hermannstadt war Ursula ganz allein, vom Kollegenkreis abgesehen. Sie hatte eine zwei Jahre jüngere Schwester, die in Bukarest verheiratet war und mit der sie sich nicht verstand, besser konnte sie noch mit ihrem Schwager. Einmal nach einer Sitzung, wir hatten einem von Ursula zubereiteten Eierlikör nicht zu knapp zugesprochen, rutschte es mir raus: "Und sag mal, Ursula, wie steht es denn so mit Sex?" "Aber -- Melanie!" "Was heißt ,aber Melanie?` Sechsundfünfzig ist doch kein Alter!" "Du hast ja deinen Mann --" "Ja, schon -- aber hast du nicht einen Freund?" "Wer will schon so eine alte Schachtel wie mich!?" "Du ...
    bist doch keine alte Schachtel! Ich würde in deinem Alter noch nicht mit der Liebe aufhören wollen, warum auch? -- Wie war es denn, als dein Mann noch lebte?" "Auch nicht viel -- oder eigentlich gar nichts. Ich weiß gar nicht mehr, wann wir das letzte Mal miteinander geschlafen haben -- das muß eine ganze Weile vor seinem Tod gewesen sein." "Und wie hat er seine männlichen Bedürfnisse erfüllt?" "Aber -- Melanie!" "Bitte nicht wieder ,aber Melanie!` Die männlichen Bedürfnisse sind was Reales, das mußte ich in meinem Leben lernen, zunächst reichlich schmerzvoll, dann hab ich es als nicht zu ändernde Tatsache anerkannt." "Aber -- Mel ... Soweit ich weiß, hatte er nie etwas mit fremden Frauen -- er hat nach dem Dienst eigentlich immer zu Hause gearbeitet und seine Bücher geschrieben -- ich hab sie dir ja mal bei mir gezeigt." "Dann hat er vielleicht selbst --" "Ja, da hast du recht, das hat er manchmal, am liebsten in der Badewanne -- aber das andere ist doch nichts mehr für so alte Leute." "Das ist doch Quatsch! Sehnst du dich nicht auch manchmal nach einer herzlichen Umarmung?" "Ja -- doch --" "Und wenn der Umarmer ein Mann ist, und wenn sich aus der Umarmung mehr ergeben sollte -- hättest du da prinzipiell was gegen?" "Aber in meinem Alter -- du bist ja noch jung -- da ist man doch über so etwas hinaus." "Sag das nicht, Ursula, es sollte nie zu spät sein --" "Vielleicht hast du ja recht --" Wir vertieften das Thema an diesem Nachmittag und Abend nicht weiter, aber bei unseren ...
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