1. Fagslut - Teil 1: Der Funke, der das Feuer zündet


    Datum: 13.02.2017, Kategorien: Bisexuell,

    Es war einmal wieder so weit: Ich hockte da in einer Kneipe, die ich in einer überstürzten Protestaktion ausgewählt hatte, um meinen Frust zu ersäufen. Ich dachte nach. Bilder formten sich vor meinem geistigen Auge. Bilder aus der Vergangenheit, als Jörn damals mit mir Schluss gemacht hatte. Wie eingebrannt war der Anblick seines schneeweißen Gesichtes in meinem Kopf. Zuerst hatte er nicht gewusst, was er sagen sollte, dann hatte er unverständliches Zeugs daher gestammelt, bevor er mich geschockt gefragt hatte, ob dies mein Ernst sei. Wohlweislich um seine religiöse Erziehung, in der selbst Kondome nicht nur ein böses Übel, sondern auch ein unaussprechlich schmutziges Wort waren, hatte ich bejaht. Warum hatte ich das überhaupt getan? Ich hätte sagen können, die Videos seien von meinem Bruder, einem früheren Ex-Freund oder jemand wolle mir damit anscheinend einen üblen Streich spielen ... Warum nur hatte ich ihm so offenherzig und überhaupt nicht halblaut gestanden, dass ich auf Männer stehe, die es miteinander treiben? War es vielleicht eine Art von schadenfrohem Sadismus - eine Freude daran zu sehen, wie er in Tränen vor entrüsteter Enttäuschung ausbricht? Ich hörte in mich rein aber mein Gefühl sagte mir etwas anderes. Was war es denn eigentlich genau, dass mich immer wieder dazu verleitete, mein schmutziges Geheimnis früher oder später an die Oberfläche zu ziehen? Ich fand die Antwort, welche ich mir selbst gab, einfacher und plausibler als mir lieb war. Ich wollte mich ...
    nicht länger verstecken, anderen etwas vormachen oder mich verstellen müssen! Ich wollte endlich so sein dürfen, wie ich war! Mittlerweile hasste ich nichts mehr, als die liebe brave Freundin spielen zu müssen, die ja ach so begeistert ist von ihrem mindestens ebenso braven heterosexuellen Freund, von dem ihr größter Traum handelt. Ein Traum, welcher selbstverständlich darin besteht, ihn irgendwann in einem riesigen Aufgebot zu heiraten, um danach in der üblichen Monotonie die imaginäre aber dennoch allgemeingültige Aufgabenliste abzuarbeiten, die darin besteht, Kinder zu kriegen, ein Häuschen zu bauen und jahrelang in einer Eintönigkeit dahin zu vegetieren, bis der mehrfache Vater meiner Kinder, die meinerseits zwar nie geplant aber dennoch von ihm unbedingt gewünscht waren, eine beinahe vierstellige Puffrechnung in der Jackentasche vergisst, die ich natürlich beim Wäschewaschen finden oder eines Tages seine zwanzig Jahre jüngere Geliebte mit einem verschlucktem Fußball vor unserer Haustüre stehen würde und mich heulend anschreit, ich solle den miesen Dreckskerl nur herausholen, damit sie ihm endlich wutentbrannt eine runterhauen und vorrechnen könne, was da in wenigen Wochen bald an Verantwortung und finanziellen Ausgaben auf ihn zukommt. Ich kehrte von meinen unmöglichen Horror-Visionen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, weil mich der Wirt fragte, ob es noch etwas sein dürfe. "Ja, sicher", antwortete ich nicht mehr ganz nüchtern, "Noch mal dasselbe!" Julian hieß er, ...
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