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Handikap
Datum: 22.12.2016, Kategorien: Romantisch,
Handikap Helen war eine bezaubernde junge Frau. Ich nahm sie das erste Mal wahr im Vorbeigehen. Gedankenverloren schaute sie aus dem Fenster ihrer Erdgeschosswohnung in den Himmel. Ihr schwermütiger Blick, scheinbar in das Nichts, zog mich an. Helen blickte durch tief braune Augen, deren Betrachtung sich dem Zuschauer in regelmäßigen Zeitabständen durch die Auf-und-Ab-Bewegung ihrer schweren, konturgeschärften Lider entzog. Jene kurzen Momente eröffneten die Aussicht auf bläulich gefärbte Liddeckel, umrahmt von einem feinen schwarzen Strich, und sozusagen wie eine Markise gaben die langen kräftigen Wimpern dem Auge Schatten. Wenn sich dann das Lid wieder hob, war der Blick auf diese feine Iris eröffnet, von der man nur vermuten konnte, dass sich in ihr die Umgebung spiegeln würde. Was den Anblick dieser jungen Frau von etwa Mitte zwanzig auf sich zog und sie damit von den mannigfaltigen anderen Eindrücken des Vorbeieilenden abhob, war ihre madonnenhafte, geradezu statuenhafte Haltung. Helen war geradezu ein Abbild ihres Namens. Sie wirkte einer in Marmor geschlagenen Büste gleich. Diese festen, gleichförmigen Lippen forderten Zärtlichkeit. Sie zeigten Sehnsucht nach dem innigen Kuss. Nicht nach einem verlangenden Aufeinanderpressen der Lippen, das kurz darauf in ein Schnäbeln und dann in ein wollüstiges Knutschen mündet, sondern nach dem warmherzigen, liebevollen Kuss der jungen Mutter. Ich habe mich schon damals gefragt, worauf dieser Eindruck beruht haben könnte. Heute ...