1. Von Beidem alles


    Datum: 23.11.2016, Kategorien: Sonstige,

    Es ist längst Mitternacht vorbei und der Schnee fällt immer noch. Die Scheibenwischer geben ihr Bestes, und im Radio dudelt leise Dire Straits.Der Schnee fängt an, auf der Autobahn anzusetzen, und mein Womo schlingert mühsam eine Steigung hoch. "Das schaffe ich nie", schiesst mir durch den Kopf. Glücklicherweise sehe ich wenige Minuten später das Schild für eine Autoraststätte. Erleichtert biege ich in die Einfahrt und rolle an der geschlossenen Raststätte vorbei auf einen Parkplatz. Mit einem erleichterten Seufzen stelle ich den Motor ab und gehe nach hinten, mache Licht und werfe die Standheizung an. Sofort breitet sich wohlige Wärme aus, und mein Struppi legt sich auch gleich davor. "Du solltest wohl auch Gassi, was". Er wedelt zustimmend und guckt mich erwartungsvoll an. Bei mir meldet sich aber der Hunger, war ich doch seit satten 8 Stunden hinter dem Steuer. Schnell setze ich eine Pfanne mit Wasser auf und beginne Zwiebeln zu schälen. Nach Spaghetti Bolognaise stand mir der Sinn. Bald ist die Sauce am köcheln und in der Pfanne brodelt es. "So , jetzt bist du dran, das braucht eine Weile". Sofort ist Struppi an der Türe. Als ich sie öffne, fegt eisiger Wind herein, und am Boden liegen schon gute fünf Zentimeter. Ich streife mir den Mantel über und wir stapfen los. Struppi schien das Wetter egal zu sein, er hüpft hin und her und beschnuppert alles, setzt überall seine Marken. Wir gehen auf die dunkle Raststätte zu .Alles ist still, kaum Autos, weder auf der Autobahn ...
    noch auf dem Parkplatz. Struppi läuft auf einen dunklen Durchgang zu und verschwindet darin. Was er wohl wieder gesehen hat? Normalerweise ist er nach wenigen Augenblicken wieder bei mir, aber nach einer Weile finde ich, ich müsse mal gucken gehen. Im Durchgang ist es fast stockdunkel, und ich kann nur mit Mühe die Umrisse meines blonden Gefährten sehen, der aufgeregt schnieft und hechelt. Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, sehe ich, dass eine in einer Jacke eingemummte Gestalt am Boden sitzt, den Rücken an der Wand. Irgend ein abgefuckter Junkie oder so. Ich hatte keinen Bock auf Troubles. Ich bücke mich und packe Strupi am Halsband. Da höre ich ein leises weinen. " Alles in Ordnung". Meine Stimme tönt hohl zwischen den Betonwänden. Jetzt werde ich doch neugierig. "Hau ab". Die Stimme tönt hell und weinerlich. Struppi fängt an zu fiepen, und als ich ihn loslasse, geht er direkt auf die Gestalt zu und stupst sie mit der Nase an. Ein schmales Gesicht kommt unter der dünnen Jacke zum Vorschein, und eine Hand streicht dem Kleinen über den Kopf. Dabei ertönt ein lautes Schluchzen. " Was ums himmelswillen machst Du denn hier um diese Zeit. Du frierst Dich ja zu tode". Ich hatte Mitleid, obwohl mir eine innere Stimme riet, einfach wegzugehen. " Ach, lass mich doch in Ruhe". Ueberzeugend klang das aber nicht. " Hör mal, wenn Du willst, kannst Du zu mir ins Womo kommen, ein wenig aufwärmen, ich bin grad am kochen, das reicht auch für zwei". Was mach ich da? Was halse ...
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