1. Zwei einsame Herzen in einer großen fremden Stadt


    Datum: 06.08.2018, Kategorien: Verführung,

    Zwei einsame Herzen in einer großen fremden Stadt Ich habe sie schon mal gesehen. Heute Morgen beim Frühstück. Schwarzer Hosenanzug, weiße Bluse, Highheels. Baguette, Eier mit Speck, Nürnberger Würstchen, schwarzer Kaffee, O-Saft. Jetzt steht sie hier an der Hotelbar. Drei Meter neben mir. Die gleiche Frau. Das gleiche Outfit. Nichts hat sich verändert. Gut, an der Bluse haben sie zwei weitere Knöpfe geöffnet und sie trink Bier statt Kaffee, aber es ist immer noch die gleiche Frau. Eine interessante Frau. Die Bar ist schlecht beleuchtet, ein schummeriges dunkles Loch unter dem Hotel. Ein langer Schlauch, links mit Nischen in der Wand, möbliert mit Stühlen und Tischen, rechts der Tresen mit Spiegeln an der Wand dahinter. Direkt von der Straße durch einen Seiteneingang, oder durch einen Nebeneingang versteckt in der Lobby, zu jeder Tages und Nachtzeit zu erreichen. Dunkles Holz an den Wänden, noch dunkleres auf dem Fußboden. Auf alt gemachte Schwarzweißfotografien in schwarzen Holzrahmen mit silbernen Zierleisten. Die Decke ist niedrig, erinnert einen ständig daran in einem Keller zu sein. Quadratische Styroporplatten, von Alter und Nikotin ergraut, nach Einführung des Nichtraucherschutzes nicht getauscht. Irgendwer war so nett die dicke Luft in handliche Blöcke zu schneiden und raus zu tragen. Danach wurde der Raum wieder verschlossen, es riecht ein bisschen abgestanden und muffig. Ich hatte einen geschäftlichen Termin in der Stadt. Nichts weltbewegendes, aber Grund genug ...
    sich sieben Stunden lang dem Wahnsinn auf deutschen Autobahnen auszusetzen. Auf dem Rückweg ins Hotel habe ich in einem Lokal gegessen: verbranntes Rinderfilet mit zerkochten Kartoffeln und welkem Salat. Eine Delikatesse für zweiunddreißig Euro zuzüglich zwei Euro siebzig für eine kleine Flasche Wasser. Gehobene Küche, jeden Cent wert. Um mir weitere Enttäuschungen zu ersparen senke ich meine Erwartungen für den weiteren Abend und wollte den Abend bei ein oder zwei Bierchen hier an der Hotelbar ausklingen lassen. Ohne Umwege versenkte ich den Mercedes in der hoteleigenen Tiefgarage, fuhr mit dem Fahrstuhl rauf in die Lobby und folgte den Hinweisschildern hinab in den Untergrund. Ganz am Ende des Tresens, fast schon nebenan bei den Nachbarn, lümmelt ein Typ herum den ich für einen Alkoholiker halte, an einem der Tische sitzen drei Monteure aus Sachsen und spielen Karten und ganz vorne am Tresen mache ich es mir gemütlich. Ich winke den Tresenwächter zu mir heran. Sie fragen sich was ein Tresenwächter ist? Dann übersetzen sie doch mal Barkeeper Wort für Wort. Ein Schmierbauch mit Affenjäckchen und zu enger Hose schlurft heran: "Sie wünschen?" "Welche Fassbiere schenken Sie aus?" Falls er weiß, dass es unfreundlich ist eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten lässt er sich dies nicht anmerken: "Pils oder Alt-dunkel." "Dann hätte ich gerne ein Dunkles." "Wie Sie wünschen." Er schlurft davon, macht sich an die Arbeit. Er scheint ein bisschen aus der Übung zu sein, oder er ist ...
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