1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 14.07.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    einsinken, gab dann aber nicht mehr nach und trug mich. Ich setzte den anderen Fuß auf die nächste Stufe und wurde nicht enttäuscht. Vorbei an den riesigen Blättern des alten Gummibaums schwebte ich förmlich die Treppe hinauf. Ich hätte nie geglaubt, dass das Begehen einer Treppe ein Genuss sein kann. Auf der obersten Stufe saß Ilona mit den Händen auf den Knien und sah mit kindlichen Augen zu, wie ich Stufe für Stufe genoss. "Du bist ein eigenartiger Vogel", schallte es über meinen Kopf herunter",mir scheint, du bist heute den ersten Tag, auf diesem Planeten." "Kann sein, ich hab das Gefühl heute auch schon gehabt." Ich schwebte weiter und ließ mich neben ihr auf der oberen Stufe nieder. "Kannst du dir vorstellen, dass ich heute eine Treppe zu einem großartigen Teil eines Hauses erkoren habe? Ich bin noch nie über so wertvolle Teppiche gegangen." "Ich freue mich für dich, ich freue mich, dass du's tust." Dabei legt sie ihren Arm um mich, rückt näher heran und zeigt auf den Gummibaum. "Was meinst du, wie alt der ist?" "Ich dachte vorher, als ich ihn von unten sah, er müsse über hundert Jahre alt sein, jetzt von hier oben betrachtet ist er eher nur fünfzig." "Vor neunzig Jahren hat Susis Grußmutter ihn gepflanzt und seither wächst er in diesem Haus." "Toll!", war alles, was ich sagen konnte. Superlativen waren mir immer suspekt. Aber vielleicht musste ich mich auch noch an Steigerungen von 'Toll' gewöhnen. Wir saßen eine ganze Weile lang stumm wie Bruder und Schwester auf ...
    dem Treppenabsatz, schauten wie gebannt auf den Baum, der durch sein Alter eine tiefe Ruhe in uns beiden auszulösen schien. "Wie alt bist du?", fragte ich Ilona. "Achtundzwanzig, noch nicht einmal ein Drittel der Zeit, die dieser Baum schon hier steht." "Ich bin letzte Woche vierzig geworden, ein wenig älter als du, aber immer noch nicht die Hälfte von ihm." "Lass uns durch die Zimmer gehen, es wird dir gefallen." Wir halfen uns gegenseitig, aufzustehen, und Ilona begann mit der Führung. Auch in diesem Stockwerk glich der Flur eher einer offenen Halle, als einem verbindenden Gang. Das große Fenster des Treppenhauses ließ durch sein Licht den terrassenartigen Flur gedämpft erscheinen. Da vor allem die oberen Scheiben in verschiedenen Farben gehalten waren, spielte hier das Licht zwischen, Weiss, Rot, Dunkelblau und Flaschengrün. Das schlichte Treppengeländer setzte sich fein und einfühlsam vor dem hellen Hintergrund ab, schwang bei der obersten Stufe zu beiden Seiten aus und bildete so einen Balkon, von dem man, zum Fenster sehen und das Spiel des Windes in den Bäumen draußen beobachten konnte. Hellere Teppiche als in der Eingangshalle bestimmte das Bild. Als ob hier die sensiblere Ebene des Lebens begänne, war alles, auch die Möbel feiner geschwungen, ja anmutiger. Eine Frisierkommode, im venezianischen Stiel, mit einem großen ovalen Spiegel, zwei, seitlich verbundene kleine Ablagen und ein Hocker, standen an der Seite. Er diente sicherlich der Dame des Hauses, als letzte ...
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