1. Mein Gott Walter


    Datum: 25.04.2018, Kategorien: Erstes Mal,

    vortrat um Uli noch ein Überraschungsgeschenk zu überreichen. Uli nahm erstaunt das kleine Couvert entgegen, rätselte was es wohl sein könnte, während Walter immer hibbeliger "Aufmachen" drängte. Uli öffnete gespannt, mit einem etwas flauen Gefühl den Umschlag. Er kannte seinen Bruder nur zu gut, der hatte einen Grund, so zappelig zu sein. "G U T S C H E I N" prangte in kunstvollen Lettern handgeschrieben auf dem gefalteten Briefbogen. Uli las weiter. Seine Gesichtsfarbe wechselte über Aschgrau auf feuerrot. "Nun lies schon vor" drängelte Walter ungeduldig. Das Blatt rutschte aus Ulis kraftlos gewordenen Händen zu Boden. Sofort bückte sich Walter, hob den "G U T S C H E I N" auf und las laut "unserer 18jährigen Jungfrau für einen Besuch in einem edlen Bordell zur Erlangung der vollständigen Männlichkeit". Wie als Ausrufezeichen segelten zwei Hundertmarkscheine aus dem Umschlag auf den Boden. "Also Walter, also weißt du..." brachte Mutter hervor. Vater grinste wie immer bei Walters Zoten, von einem Ohr zum Anderen. "Naja, irgendwer muss den Kleinen doch auf das wirkliche Leben vorbereiten" schob Walter nach. Lydia war scheinbar als einzige wirklich empört. "Als wenn Uli das nötig hätte! Hast du mal gesehen wie schmachtend ihm die Mädchen nachschauen, - wie würdest du wohl auf sowas reagieren"? Walter grinste fett: "Hatte ich aber nie nötig. In dem hohen Alter gab ich den Mädels schon Nachhilfeunterricht". Lydia umarmte Uli, drückte ihn herzhaft an sich und sandte einen ...
    vernichtenden Blick auf Walter. "Ich wollte doch nur... Er kann die Kohle ja auch versaufen, - oder so" stotterte Walter kleinlauter hinterher. "Typisch Mann, nur Puff und Saufen im Kopf", Lydia schüttelte den Kopf und ließ Uli los. Der hatte seine Fassung langsam wiedergewonnen. "Lass mal gut sein, die Kohle kann ich auch gut in Kultur oder Bildung investieren". Walter verdrehte gekünstelt seine Augen. "Das schöne schwer verdiente Geld so zu verschwenden". "Tja, geschenkt ist geschenkt" grinste Uli provokant zurück, damit war das Thema durch. Das Abi-Jahr verstrich, dann war es im Sack, Freizeit im Überfluss und der Juni hatte bereits alle Sommer Register gezogen. Es war für Mitte Juni schon ungewöhnlich heiß, über dreißig Grad und zum Wochenende sollte es noch heißer werden. Uli hatte zwei 100Mark Scheine an seine Pinnwand gepinnt und war noch immer Jungfrau, wie Walterhin und wieder süffisant bemerkte. Im Juli sollte es zur Bundeswehr gehen, ziemlich weit weg, zu den Fliegern ins ferne Allgäu. Es gab noch zwei Wochen zum rumgammeln. Die Tageshitze ließ sich am besten im Freibad ertragen, die Abende und Nächte mit den Freunden, die ebenfalls auf den Bund warteten. Uli hatte durch Zufall ein neues Hobby entdeckt, dem er mittlerweile hemmungslos frönte. In der Wand zu Walter und Lydias Zimmer war ein Ast Stück aus der Holzvertäfelung an der Wand gefallen und gab einen Blick in das Zimmer frei. Nun, es war ein Zufall und Uli verstand es als Fingerzeig des Schicksals, warum hätte ...
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