1. Die Kirschen in Nachbars Garten


    Datum: 01.04.2018, Kategorien: BDSM, Fetisch, Hardcore,

    sanfte rötliche Aura, die nicht dominiert, sondern nur gegen einen hellen Hintergrund, den der heutige blaue Himmel bildet, zu erkennen ist. Das alles erinnert mich an das Bild. Mumbai, damals hieß die Stadt noch Bombay, der misslungene Abzug eines Fotos taucht in meinem Kopf auf. „Half quality, half price!“, seinem Wortschwall war nicht zu entnehmen, was er damit meinte, aber er schwenkte ein postkartengroßes Foto vor unseren Augen hektisch hin und her. Sheela, seit fast einem Jahr waren wir jetzt zusammen, sie war belustigt und beschimpfte ihn gleichzeitig als Betrüger und Versager. Ich nahm das Foto in die Hand. Unsere schönsten Aufnahmen vom gemeinsamen Ausflug waren anscheinend allesamt ruiniert. Palmen, die Korallenbäume, das Gras, es war durchgängig braun eingefärbt. Der Himmel, das Meer, sie waren etwas heller als hellbraun und mit einer kastanienfarbenen Aura umgeben. Braun dominierte in allen Details. Aber es gab auch Ausnahmen. Mitten in der Sonnenscheibe hatte ein kleiner roter Fleck überlebt. Eine der Palmen zeigte, dem monochromen Entwicklungsbad trotzend, einige dunkelgrüne Blattreste und bei den Wellen des Indischen Ozeans konnte man bläuliche Ränder ausmachen. Ganz nah musste ich es vor die Augen halten, dann wirkte das Foto wie eine transzendentale Illusion, wie ein Gemälde mit künstlerischer Verfremdung. Zu einem Kunstwerk wurde es jedoch erst, als Sheelas Tränen tatsächlich dazu befähigt waren, zahlreiche rötliche Farbflecken in dieses Meer von Braun ...
    hineinzubrennen. Mein Projekt in Indien war beendet. Von Sheela ist mir nichts anderes geblieben, als ihre Verschönerung des Bildes zu einer rotbraun verweinten Impression. Das Ende unserer Beziehung hatte ich emotionslos verkündet: „Mein Flieger geht morgen. Ich fliege alleine.“ * Meine Eltern hatten darauf bestanden, dass ich kommen sollte: „Du wohnst seit einem halben Jahr in München, das ist doch keine Entfernung. Wir reden kein einziges Wort mehr mit dir, wenn du nicht zu unserer goldenen Hochzeit erscheinst!“ Mein innerer Widerstand war grenzenlos. Befürchtungen, Erinnerungen, endlos große Fehler und dann all diese unverdrängten Erinnerungen. „Sie“ würde auch kommen, und noch einige mehr. Das war genau das Dilemma. Mit Absagen hatte ich nie ein Problem gehabt. Bei meiner Mutter, da schaffte ich das nicht. Mutter steht mit einem Glas Sekt in der Hand neben einer jüngeren Frau und versucht durch Winken meine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich werde sie nicht beachten, denn ich weiß, wer diese Frau ist: Sandra, frisch geschiedene Tochter einer Freundin meiner Mutter. Natürlich erkenne ich auch, was sie beabsichtigt und sehe einfach nicht hin. Die Auswahl am Buffet scheint langwierig zu werden, sie steht jedenfalls immer noch an der gleichen Stelle. Ihre Emotionen kann ich natürlich nicht erkennen, aber seit einigen Minuten ist ihr Blick zumindest auf eine bestimmte Attraktion direkt vor ihr gerichtet. Es ist auch dieses Kleid, das mir die Sicherheit gibt: Blumen, Blümchen, ...
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