1. Mein Donnerstag Morgen


    Datum: 29.10.2016, Kategorien: Verführung,

    Typisch dachte ich mir, kaum Regnet es etwas schon platzen die Bahnhöfe aus allen Nähten. Immerhin fand ich am Ende des Bahnsteiges eine Ecke die nicht von Menschen überlaufen war. So fummelte ich dann mein Brötchen aus der Tüte und biss herzhaft rein, als ich schon die U-Bahn kommen sah. Ich drängelte mich mit vielen anderen in die Bahn und konnte noch einen Stehplatz ergattern bei dem ich wenigstens aus dem Fenster sehen konnte. Dann setzte sich die U-Bahn in Bewegung und ratterte los, ich liebe das Geräusch von den Schienen, die Kühle und feuchte Luft die einem manchmal entgegenbläst wenn ein U-Bahnfenster offen ist. Und wenn ich Glück hatte, so wie heute, dann war es eine der alten U-Bahntypen, ich mochte diesen nostalgischen look. Als die U-Bahn in die nächste Station einfuhr und sich die Türen mit dem typischen schnaufen und klappern öffneten, stiegen hektisch einige Fahrgäste aus und kurz darauf drängten sich schon wieder neue Mitfahrer vom Bahnsteig in die überfüllten Waggons. Die neuen Passagiere hatten etwas von dem Sommerregen in den Wagen mitgebracht. Die Feuchtigkeit kondensierte direkt an den Scheiben. Die Luft wurde zusehends stickig und bald hatte niemand mehr eine Chance in dem Gedränge umzufallen oder ihm zu entkommen. Eigentlich störte das Gedränge nicht, ich empfand es einerseits als angenehm. Ich genoss die Enge der ich ausgeliefert war. Andererseits war es auch gewöhnungsbedürftig, ständig wurde man berührt, hin und hergeschoben und gelegentlich spürte ...
    man eine Hand am Arm, der Schulter oder auch an Po oder Hüfte. Das machte mir zwar nicht wirklich Angst, denn es ging bei solch einem Gedränge wohl jeder Person so, aber es lieferte mich irgendwie einer Willkür aus die mich faszinierte. Ich war einer Situation ausgeliefert, der ich nicht entfliehen konnte. Genoss die distanzierte Enge und frage mich wem wohl welche Berührung zuzuordnen war. Noch ein paar Stationen und ich würde mein Ziel erreichen, mein Brötchen hatte ich inzwischen schon aufgegessen und schaute Gedankenverloren in die Dunkelheit die regelmäßig durch die schwache Tunnelbeleuchtung unterbrochen wurde. Bald konnte ich mir im Büro einem Kaffee ziehen und dieses Mal in Ruhe und ohne Zanpastabeigeschmack trinken, dieser Gedanke veranlasste meine Mundwinkel ein breites und befriedigendes Lächeln zu erzeugen. Aus diesem in-mich-hinein-lächelnden Gedanken wurde ich recht unsanft gerissen als sich wieder die Türen öffneten und noch mehr Menschen in die U-Bahn drängten. Irgendwer drückte mich mit seinem ganzen Körper sanft aber bestimmend weiter Richtung Scheibe. Ich machte also ein, zwei kleine Tippelschritte in der Hoffnung jedenfalls etwas Platz zu gewinnen. Im Prinzip klebte ich schon wie eine Fliege oder ein Blatt Papier an einer feuchten Scheibe und war im Prinzip zur Bewegungslosigkeit verurteilt. Ich tat was ich meistens machte, ich schloss die Augen und versuchte mich aus der U-Bahn an den Strand, oder zumindest in mein Bett zu träumen. Doch plötzlich konnte ...
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