1. Die Buchlesung Teil 01


    Datum: 04.10.2017, Kategorien: Berühmtheiten,

    wünschte ihm einen schönen Abend, froh, nach dem Verkehrswahnsinn auf ihrem Heimweg ein ungestörtes Bad nehmen zu können. Als Mark aus der Haustüre trat, wehte ihm eiskalter Wind ins Gesicht. Mürrisch zog er seinen Schal fester und murmelte vor sich hin: „Scheiß Wetter!". An der Haltestelle seiner U-Bahnstation sank Marks Laune ins Bodenlose. Als er das Ticket nach Charlottenburg lösen wollte, teilte ihm die freundliche Dame hinter dem Schalter mit, das diese Strecke vor einer halben Stunde geschlossen werden musste, da starker Frost und geplatzte Abwasserrohre zu Gleisschäden geführt hatten. Möglicherweise würde die S-Bahn fahren. So trottete Mark leise vor sich hin fluchend zur nächsten Station und wurde dort auch nicht enttäuscht. Die S-Bahn fuhr, wenn auch überfüllt und jenseits aller Fahrpläne. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm an, dass er noch immer gut in der Zeit lag - 18.55 Uhr. Bereits 4 Stationen später war allerdings auch hier die Katastrophe perfekt: Der Zug hielt und eine schnarrende Stimme im Lautsprecher entschuldigte sich bei den Fahrgästen, eine Weiterfahrt wäre auf Grund zugewehter Gleise auf absehbare Zeit nicht möglich. Mark hätte platzen mögen vor Wut! Als er ausstieg, fand er sich mitten in Berlin, irgendwo am Tiergarten wieder. Weit und breit war kein Taxi zu sehen. Die Temperatur am Thermometer eins Kiosk zeigte Minus 11 Grad an. Dicke Schneeflocken tanzten aufgeregt im eisigen Wind. Dort wo die Gehwege von Anwohnern geräumt waren, schimmerte der ...
    Boden gefährlich glatt. Ihm wurde bewusst: Wollte er Andrea Sawatzki heute Abend live und in Farbe genießen, bedeutete das für ihn einen langen, beschwerlichen Fußmarsch. Seufzend schaute er wieder auf seine Armbanduhr: 19.10 Uhr. Kurz blitzte in seinem Verstand die Idee auf, sich in die nächst beste Kneipe zu retten, dort, egal wie lange, auf ein Taxi zu warten und nach Hause zu fahren. Genauso schnell wie diese Idee in ihm aufkam, verwarf er sie auch schon wieder. Das wäre ja noch schöner! Er würde sich nicht von ein bisschen Eis und Schnee davon abhalten lassen, heute Abend die Frau seiner geheimen Träume anzuhimmeln! Entschlossen spannte er seinen Körper an, klappte den Kragen seiner Jacke nach oben und stiefelte in Richtung der ersehnten Buchhandlung. Nach seiner Schätzung musste die Kaiserdammbrücke höchstens 25 Minuten Fußmarsch von ihm weg sein. Eine Strecke, die ein gesunder Mann Anfang 50 locker bewältigen konnte. Würde er den Weg in der geschätzten Zeit zurücklegen, wäre er sicher noch immer einer der ersten Gäste und könnte sich einen Sitzplatz in den ersten Reihen aussuchen. Dies war ohnehin eines seiner erklärten Ziele für den heutigen Abend: Seinem Star so nah wie nur irgend möglich zu kommen. So stapfte, rutschte und schlitterte Mark über eisglatte oder verwehte Fußwege. Der Wind stürmte in seine Richtung, nahm ihm die Kraft und stellenweise die Luft zu atmen, sodass er sich wegdrehen und verschnaufen musste. Immer langsamer kam er voran, wurde müde. Die Muskeln ...
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