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Die Liebenden aus der Bücherzelle
Datum: 16.10.2016, Kategorien: Romantisch,
Sarah Wangenbrecht ist eine taffe Frau. Aber tief in ihrem Innersten verborgen gibt es einen Ort, wo die Sehnsucht wohnt. Die ganze Woche über wohnt sie in einem winzigen Kabuff ohne richtiges Tageslicht. Natürlich benötigt sie kein Tageslicht, denn, wenn sie, was meist spätnachts geschieht, aus ihrem Büro in der Karl-Marx-Straße nach Hause kommt, ist es dunkel. Was also hat sie dazu bewogen, ausgerechnet in einer ausrangierten Telefonzelle Zuflucht zu suchen? Vielleicht war es ja Nostalgie... Früher einmal gab es richtige Telefonzellen. Ganz früher waren sie gelb und gehörten der Post. Früher ist abgebrannt. Heute gibt es immer mehr elektronische Bücher, was die Umwelt schont und Ressourcen spart. In Zeiten wie diesen, wo Worte wie skypen, Internettelefonie und Handy-Flatrate durch virtuelle und wirkliche Räume schwirren, wären große, gelbe Kästen fehl am Platz. Findige Menschen liberaler Gesinnung versuchen, sie einer neuen Verwendung zuzuführen. Da es erstaunlich viele altmodische Menschen gibt, die lesen, ward die Bücherbox erfunden. Mit viel Tam Tam weihte man die erste in Sarahs Kiez ein. Dazu gab es Gratisglühwein und Kekse, ein Sänger sang seinen Song und der Kiezfürst hielt eine Rede. Nun steht das Ding da und wird emsig frequentiert. Scheu schlüpft Sarah hinein und fängt an, in den Büchern zu stöbern, die viele Hände hielten und viele Augen ansahen. Hmm. Lady Chatterley. War das nicht die Dame mit dem Wildhüter? Sarah nimmt sich das Buch. Sinn der Bücherbox, die ...