1. Ilonkas Schicksal


    Datum: 19.06.2017, Kategorien: Sonstige,

    noch schlafen. Georg, Karl und Willi erkannten, dass mit ihr jetzt nichts mehr anzufangen war und verließen den Raum. Es dauerte nahezu eine halbe Stunde, bis Ilonka wieder so viel Kraft gesammelt hatte, dass sie ins Bad torkeln konnte. Sie stellte sich unter die heiße Dusche und begann, sich manisch zu waschen. So viel sie auch schrubbte und rubbelte, sie konnte den Schmutz nicht entfernen. Immer wieder durchzuckte sie der Gedanke, dass sie jetzt eine Hure sei. Nach dem Bad prüfte sie noch die Tür zu ihrem Zimmer. Sie war verschlossen. Ilonka weinte sich in den Schlaf. Der nächste Tag begann damit, dass wieder Maria zu ihr kam. Sie brachte ihr Frühstück und danach auch noch ihr persönliches Gepäck, das Istvan deponiert hatte. Jetzt konnte sich Ilonka wenigstens wieder bekleiden. Maria erklärte ihr, dass dieser Raum in Zukunft ihr Wohn- und Arbeitsbereich wäre. Sie brachte ihr auch eine Kollektion Reizwäsche, sozusagen als Arbeitskleidung. Kurz danach kam ein Fotograf ins Zimmer und machte von Ilonka Bilder, die sie spärlich bekleidet zeigten. Mit diesen Fotos wurde eine Kollage in Plakatgröße angefertigt und neben der Tür zu ihrem Arbeitsraum montiert. Darauf standen auch ihr Alter und ihre Fremdsprachenkenntnisse. Werbung musste schließlich sein, auch in diesem Metier! Der Tag verging damit, dass Maria ihr alle Tricks und Kniffe einer Hure verriet. Dass sie immer auf Kondome bestehen musste, dass sie in regelmäßigen Abständen zur Untersuchung ins Gesundheitsamt zu gehen ...
    hatte. Maria erklärte ihr auch die Preisliste, die im Hause üblich war. Das Haus war als Laufhaus konzipiert, es gab kein Animierlokal dabei. Die Kunden gingen durch die Flure und suchten sich die Mädchen anhand der Werbeplakate neben den jeweiligen Türen aus. Die Mädchen mussten die Preise selbst aushandeln und auch kassieren. Wöchentlich war die Abrechnung mit dem Chef fällig. Die Verpflegung wurde ebenso berechnet, wie die sehr hohe Miete. Auch die Reizwäsche und die Fotos wurden Ilonka in Rechnung gestellt. Dazu kam die Rückzahlung der ,Schulden' samt Zinsen. Es war nicht zu erwarten, dass ihr viel Geld übrig bleiben würde. Mit ihrem ersten Kunden hatte Ilonka Glück. Es war ein junger Soldat aus dem nahe gelegenen US Militärstützpunkt. Er hatte sie ausgewählt, weil sie ihm gefiel und weil sie Englisch konnte. Mit diesem Burschen hatte sie keine Probleme. Er war jung, schlank und irgendwie sympathisch. Als er wieder ging, sah Ilonka auf die Geldscheine in ihrer Hand und Tränen kullerten über ihr Gesicht. ,Jetzt bin ich eine Hure!' dachte sie bei sich. Vierzehn Tage waren vergangen, Ilonka konnte sich über mangelnde Kundschaft nicht beschweren. Im Gegenteil, es war ihr fast zu viel! Langsam gewöhnte sie sich an den ungeliebten Job. Sie hatte ja auch keine andere Möglichkeit. Wenn es ihr besonders schwer fiel, dachte sie an ihre kleine Schwester, die sie beschützen musste. Noch immer hatte sie kein Lebenszeichen an ihre Familie geschickt. Sie wusste nicht, was sie schreiben ...
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