1. Nicht das letzte Mal?


    Datum: 16.07.2018, Kategorien: 1 auf 1,

    Nicht das letzte Mal "Keinen Slip drunter", denkt sie, "und es ist wirklich verdammt kalt heute!". Der Wind weht ihr um die Nase, um die Beine und fährt ihr immer wieder unter den kurzen Rock, wo er ihre nackte Haut sich mit Gänsehaut überziehen lässt. Doch wenn er wünscht, sie solle heute den kurzen Schwarzen tragen, dann macht sie das auch. Nur für ihn. Für niemand anders! Und der schwarze elegante Blazer Typ Business, den sie heute trägt, der kann auch nichts von dieser Kälte abhalten. Endlich. Die Bahn kommt laut quietschend um die Ecke gefahren und nähert sich in einem gemächlichen Tempo. Ächzend bleibt sie stehen, lässt die Leute ein- und aussteigen, bis sie sich wieder in Bewegung setzt. Sie macht es sich an einem der Fensterplätze bequem. So gut es geht, denn die widerspenstige Jacke rutscht ihr laufend von den Knien und gibt für alle anderen den Blick auf ihre Beine frei. Verstohlen blickt sie sich um, zerrt die Enden der Jacke wieder hoch. Doch es sind ja nur ein paar Stationen, dann kann sie wieder aussteigen. Sie ist aufgeregt. Sie wird sich heute zum ersten Male mit einem fremden Mann treffen, dem zugesagt wurde, dass ER sich ganz intensiv um sie kümmern darf. Doch was ER genau machen wird, sie weiß es nicht. Er wollte es ihr nicht verraten. Überraschungen sind manchmal besser, als die Gewissheit, dieses oder jenes wird geschehen. So meinte er. Ja, nun sitzt sie hier in der Bahn, hat den viel zu kurzen Rock an und weiß, dass wenn sie den Blazer nicht an hätte, ...
    sie nach dem Aussteigen einen feuchten Fleck auf dem Sitz zurück lassen würde. Das wäre ihr mehr als nur peinlich. Sie ist es eben doch nicht gewohnt halbnackt, so wie sie es bezeichnet, auf die Straße zu gehen. Sie hatte sich zuvor überlegt, ob sie nicht doch wenigstens für die Dauer der Fahrt zum Treffpunkt einen Slip unterziehen sollte, aber dann reizte es sie zu sehr. Außerdem, sie will ihn nicht enttäuschen, sie will ihm zeigen, dass er zufrieden und stolz auf sie sein kann. Also verwarf sie diesen Gedanken wieder. Die Straßen sind zu dieser Zeit recht leer. Kein Wunder, denn jetzt arbeiten eigentlich alle. Nur sie nicht, nur ER nicht. "Schön blöd die andern," denkt sie, "wo man doch viel schöneres machen kann." Sie geht die Straße entlang, findet das richtige Haus, versucht mit dem Schlüssel, der heute morgen in dem Briefumschlag mit dem ominösen Brief auf ihrem Nachttisch lag, die Haustüre zu öffnen. Der Schlüssel passt, und als sich plötzlich die Haustür öffnet und sie fast in den Flur stolpert, ist sie sehr erleichtert. Sie geht zur rechten Wohnung im 3. Stock, so stand es im Brief, sie tut es wie von ihr gewünscht und befindet sich plötzlich in einem großen fast unmöblierten Zimmer einer Einzimmerwohnung. Ein Sofa, davor ein Tisch und gegenüber ein Fernseher, an der anderen Wand daneben ein großer Spiegel sonst nichts in einem kahlen Zimmer durch dessen riesiges Panoramafenster an seiner Längsseite man fast die ganze Stadt überblicken kann. Jetzt ist sie also hier. Es ...
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