1. Yasmin


    Datum: 10.11.2016, Kategorien: Verführung,

    bis gut gekleidete Frauen und Männer gewesen, die geschäftig ihren Weg genommen hatten. Doch sie waren inzwischen alle ausgestiegen. Jetzt war der Waggon voll mit dunkelhäutigen jungen Burschen in Jogginghosen und Lederjacken. Auf den Bänken saßen recht vollschlanke Frauen, deren Haar meist unter einem Kopftuch verborgen war. Und nicht wenige von ihnen hatten einen recht üppigen Damenbart. Um sie herum saßen oder tollten dunkelhäutige Kinder. Als ich meinen Blick offensichtlich etwas zu lang auf einer dieser türkischen Mütter ruhen ließ, sah sie mich giftig an und fauchte mich in gebrochen Deutsch an: "Has du Problem, Schlampe?" Ich zuckte zusammen. Schnell senkte ich wieder meinen Blick und vertiefte mich erneut in mein Buch. So hatte mich noch nie jemand angeredet! Was glaubte sie denn, wer sie war? Nein, ich bin nicht rassistisch, aber gefallen brauchte ich mir wirklich nicht alles zu lassen! So eine Frechheit! Erleichtert atmete ich auf, als meine Station ausgerufen wurde. Schnell packte ich mein Buch in meinen Rucksack und ging zur Türe. Dabei ruhte der Blick der Türkin auf mir und ich konnte fühlen, wie er mir durch und durch ging. Meine Kopfhaut begann zu kribbeln. Doch ich fühlte auch noch etwas anderes. Ein nervöses Ziehen in meinem Magen, das ich jedoch nicht zu deuten wußte. Endlich hielt der Zug und so schnell ich konnte eilte ich die zwei Stufen hinunter. Ich atmete erleichtert auf, als ich die frische Luft fühlte, die mein Gesicht umstrich und meine Haare ...
    flattern ließ. Erst jetzt wurde mir so richtig bewußt, daß es in der Straßenbahn einen recht penetranten Mief gehabt hatte. Es war eine Mischung aus Schweiß und Eßbarem gewesen, wobei der Knoblauchgestank besonders stark hervorgestochen war. Doch das lag jetzt hinter mir und nach einem kurzen Blick zur Orientierung bog ich in eine der Straßen ein. Ich war jung und sportlich und so brauchte ich in meinen Turnschuhen nicht lange, bis ich die zweite Seitengasse erreicht hatte, in die ich einbog. Kurz darauf war ich bei der richtigen Hausnummer angekommen und blieb vor der Eingangstüre stehen. Dann trat ich an die Gegensprechanlage heran und suchte nach dem richtigen Namen. Ich hatte die anderen nur überflogen, doch dennoch war mir aufgefallen, daß sich kaum ein österreichisch klingender darunter befunden hatte. Doch ich achtete nicht weiter darauf, denn nun hatte ich den richtigen gefunden. Noch einmal atmete ich tief durch, dann drückte ich den Knopf der Gegensprechanlage. Ich musste kurz warten, dann quäkte mir auch schon eine Stimme entgegen: Ja? Guten Tag, hier ist Yasmin Zorndorfer. Ich bin hier wegen der Nachhilfe bei Herrn Michael Reininger. Bin ich bei Ihnen richtig? Ah, ja, du bist da vollkommen richtig, Yasmin. Komm rauf, dritter Stock, Türnummer 11. Der Lift ist gleich ums Eck. Warte, ich mach dir mal auf., tönte es wieder aus der Gegensprechanlage. Gleich darauf hörte ich das Tröten des Türöffners und ich drückte die Eingangstüre auf. Ich betrat einen etwas dämmrigen Gang ...
«1234...»